Zukunftsgespräche an der FH Campus Wien: Echte Kooperation statt fauler Kompromisse

Wien (OTS) - Philippe Narval, Geschäftsführer des Europäischen Forum Alpbach, will Bürgerinnen und Bürger stärker in die Politik einbinden. Und durch echte, ernst gemeinte Kooperation die liberale Demokratie erneuern. Am 17. Mai war er Gast bei den Zukunftsgesprächen der FH Campus Wien. Gemeinsam mit Ulrike Alker, Elisabeth Steiner und Peter Grabner diskutierte er, wie aus echter Beteiligung und dem Wissen von vielen politische Lösungen entwickelt werden können.

„Die liberale Demokratie ist in Gefahr“, sagte Philippe Narval in seiner Keynote Speech: „Wenn sie in Zeiten von Populismus und zunehmender Manipulation auf Basis von Big Data überleben soll, müssen wir die Demokratie in Europa erneuern.“ Er setzt dazu auf neue Formen der Beteiligung: echte, ernst gemeinte Kooperation zwischen Politik und BürgerInnen, die die Konfrontation nicht scheut, das Wissen vieler nutzt und daraus politische Lösungen entwickelt. Was er damit meint, erläuterte er anhand von drei konkreten Beispielen, die er bei einer Recherchereise durch Europa kennengelernt und jetzt in seinem Buch „Die freundliche Revolution“ veröffentlicht hat:

  • einem Kindergarten in Vorarlberg, der Demokratie schon für Kinder erlebbar macht und durch eine eigene Verfassung ihre Mitspracherechte garantiert
  • der „Citizen Assembly“ in Irland, einer repräsentativen Versammlung von Bürgerinnen und Bürgern, die die Regierung und das Parlament bei ihrer Arbeit beratend unterstützt
  • dem ersten offenen partizipativen Gesetzgebungsprozess, mit dem in Frankreich das Gesetz zur Digitalen Republik transparent und erfolgreich unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern umgesetzt wurde

Konflikte lösen lernen

Philippe Narval will auch in Österreich mehr echte Beteiligung. Er wünscht sich mehr Lösungen, statt nur Probleme zu wälzen, mehr Wertschätzung für gute PolitikerInnen, mehr Auseinandersetzung mit anderen politischen Meinungen, aber auch mehr Haltung, wenn es darum geht, liberale demokratische Werte zu schützen.

Das politische System in Österreich sei von Lösungen weit entfernt, sagt Peter Grabner in der Podiumsdiskussion: „Wer Lösungen haben will, muss lernen hinzuschauen. Das erfordert Mut und eine Kultur, die aus Fehlern lernt. An beidem müssen wir in Österreich noch arbeiten“, ist der Leiter des Masterlehrgangs Führung, Politik und Management an der FH Campus Wien überzeugt. In der politischen Auseinandersetzung sei vor allem die Konkurrenz aus den eigenen Reihen dafür verantwortlich, dass das Trennende in den Vordergrund gestellt werde, so Grabner weiter. Um Konflikte lösungsorientiert austragen zu können, müsse man über das nötige Wissen verfügen, daran mangle es jedoch weitgehend.

Für Elisabeth Steiner ist das lösungsorientierte Austragen von Konflikten auch eine Frage der Sozialisation. „Wir kommunizieren zunehmend digital, ohne physisches Gegenüber und ohne echte Konfrontation. Das müssen wir aufbrechen und damit im Kindergarten anfangen“, sagt die Leiterin des Kompetenzzentrums für Soziale Arbeit an der FH Campus Wien in der Diskussion. Sie plädiert dafür, stärker beim Individuum anzusetzen und sich weniger auf die Politik zu verlassen.

Beteiligung braucht (Schul-)Räume

„Was wir brauchen, sind Ermächtigungsräume, also Räume, in denen wir lernen, wie echte Beteiligung funktioniert“, sagt Philippe Narval und verweist auf das Schulsystem, in dem eine selbstbewusste Entwicklung der Schülerinnen und Schüler immer noch zu wenig gefördert werde. Auch Ulrike Alker sieht großes Potenzial im Schulsystem, wenn es darum geht Partizipation zu lernen: „Schulen sind oft noch sehr hierarchisch organisiert. Es gibt zu wenige Beteiligungsmöglichkeiten für Schülerinnen und Schüler. In diesem Bereich muss sich noch einiges ändern“, so die Leiterin Gender & Diversity Management an der FH Campus Wien.

Kompromiss: Ja oder nein?

Echte Beteiligung stellt das Gemeinsame über das Trennende, den Kompromiss über den Konflikt. Für Philippe Narval sind daher „Kompromisse nichts Schlechtes“. Anders Peter Grabner: Er ist kein Freund von Kompromissen, weil dabei immer „etwas auf der Strecke bleibt“. Ulrike Alker will keine „faulen Kompromisse“ und Elisabeth Steiner warnt davor, „Kompromisse aus Bequemlichkeit“ einzugehen.

Zukunftsgespräche

Die Zukunftsgespräche sind eine Veranstaltungsreihe der FH Campus Wien. Namhafte ForscherInnen und ExpertInnen diskutieren zwei Mal jährlich über aktuelle Themen und künftige Herausforderungen in Gesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik. Die Zukunftsgespräche, die immer im Mai und November stattfinden, stehen jedes Jahr unter einem neuen thematischen Motto. Das Generalthema der Zukunftsgespräche in 2018 heißt „Konflikt und Kooperation“. Die nächsten Zukunftsgespräche finden am 15. November 2018 an der FH Campus Wien statt.

Zeitgenössische Kunst

Die FH Campus Wien präsentiert im Rahmen der Zukunftsgespräche alljährlich auch eine Ausstellung zeitgenössischer KünstlerInnen, die sich in ihren Arbeiten mit dem jeweiligen Generalthema auseinandergesetzt haben. In der aktuellen Ausstellung „Konflikt – Konkurrenz – Kooperation“ sind die Werke von neun KünstlerInnen aus sieben Nationen zu sehen: Franz Braun (AT), Faika Ceren Çağlar (TUR), Barbara Gwerder (CH), Miye Lee (KOR), Achim Schroeteler (DE), Daniella Tuzzi (CH), Azadeh Vaziri (IRN), Andreas Weber (CH) und Oksana Zmiyevska (UKR). Sie wurden in einem Open Call aus mehr als 40 Einreichungen von einer KuratorInnen-Jury ausgewählt. Die Ausstellung läuft noch bis April 2019 an der FH Campus Wien.

FH Campus Wien

Mit mehr als 6.000 Studierenden ist die FH Campus Wien die größte Fachhochschule Österreichs. In den Departments Applied Life Sciences, Bauen und Gestalten, Gesundheitswissenschaften, Pflegewissenschaft, Public Sector, Soziales und Technik steht ein Angebot von 60 Bachelor- und Masterstudiengängen sowie Masterlehrgängen in berufsbegleitender und Vollzeit-Form zur Auswahl.

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Mohamed Youssef
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