Wintertagung 2021: Zusammenarbeit verstärken und Wertschöpfung für heimische Landwirtschaft erhöhen

Expertinnen & Experten fordern bei der Wintertagung des Ökosozialen Forums Investitionen & Innovationen für nachhaltige Wertschöpfungskette & stärkeren Dialog

Wien (OTS) Heute fand der Eröffnungstag der Wintertagung 2021 des Ökosozialen Forums statt, der sich traditionell der Agrarpolitik widmet. Zum Thema des Live-Webinars „Versorgungssicherheit heißt über den eigenen Tellerrand denken“ diskutierten die Expertinnen und Experten Ideen und Lösungen für die Agrarpolitik, um die Wertschöpfungskette für Lebensmittel – allen voran die Landwirtschaft – krisenfest und zukunftsfit zu erhalten. Denn die COVID-Krise hat der Gesellschaft vor Augen geführt, dass volle Supermarktregale keineswegs selbstverständlich sind. Um diese auch künftig zu gewährleisten, braucht es eine intensive Zusammenarbeit aller Glieder der Wertschöpfungskette, wie alle Expertinnen und Experten betonten. Daher wollen sie in Zukunft den Dialog verstärken und damit sicherstellen, dass mehr regionale Lebensmittel auf den Tellern in Österreich und somit auch mehr Wertschöpfung bei den heimischen Bäuerinnen und Bauern landen. Am Eröffnungstag waren rund 1.400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer via Livestream dabei und haben mitdiskutiert.

Pernkopf: Bäuerinnen und Bauern brauchen investitionsfreundliches Umfeld

Der Präsident des Ökosozialen Forums, Stephan Pernkopf, betonte, dass es notwendig ist, die Wertschöpfung in der Region zu erhalten, indem die Produktion in Europa und Österreich sichergestellt wird. „Wir haben aber Sorge, wenn es um die inhaltliche Umsetzung der Maßnahmen des Green Deals mit der Farm to Fork- und der Biodiversitätsstrategie geht. Wir müssen nachhaltig intensivieren und mehr Lebensmittel produzieren, vor allem wenn man bedenkt, dass jährlich 80 Millionen Menschen mehr auf der Welt sind. Der Green Deal ist jedoch ein Deal aus der alten Welt vor Corona und gefährdet die Selbstversorgung, wenn er falsch gemacht wird. Das können wir nicht wollen. Wir wollen in Europa unabhängig sein und uns selbst versorgen. Wir haben die höchsten Standards und daher muss uns klar sein, dass alles, was nicht in Europa produziert wird, woanders definitiv schlechter produziert wird.“

„Was brauchen Europas Bäuerinnen und Bauern? Sie müssen produzieren und investieren können. Und sie brauchen ein Umfeld, in dem man investieren will. Und Europas Bäuerinnen und Bauern sind investitionsbereit: Wir hatten in Niederösterreich 2020 doppelt so viel Investitionsanträge als im Vorjahr.“

Qu Dongyu: Müssen digitalen Wandel in der Landwirtschaft ermöglichen

Der Generaldirektor der Organisation der Vereinten Nationen für Ernährung und Landwirtschaft (FAO), Qu Dongyu, zeigte auf, wie der Spagat zwischen Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit gelingen kann. Denn durch COVID-19 ist die prekäre Situation der globalen Landwirtschaft noch deutlicher geworden. „Die Pandemie offenbarte die Verwundbarkeit unserer Agrar- und Lebensmittelsysteme, die Prekarität der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte und die dünne Linie, die viele Familien von der Armut trennt. In vielen Ländern verschlechterte sich die Lebensgrundlage gefährdeter Gruppen, darunter Kleinbauern sowie Frauen und Jugendliche in ländlichen Gebieten. Die FAO hat daher ein umfassendes Maßnahmen- und Wiederaufbau-Programm für COVID-19 ins Leben gerufen, das sofortige und mittel- und längerfristige Maßnahmen vorsieht, um zu verhindern, dass die Gesundheitskrise zu einer Nahrungsmittelkrise wird.“

„Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig Innovationen und digitale Technologien sind und welches Potenzial sie haben, die Widerstandsfähigkeit gegen solche Krisen in der Zukunft sicherzustellen. Deshalb bin ich der festen Überzeugung, dass das Mobiltelefon das wichtigste landwirtschaftliche Werkzeug ist – und zwar heute und in Zukunft. Dazu wird die Entwicklung einer digitalen Strategie nötig sein, die gewährleistet, dass alle Bürgerinnen und Bürger auch in ländlichen und entlegenen Gebieten eine angemessene Konnektivität erlangen.“

Hahn: Von Übergang zu nachhaltigem Lebensmittelsystem profitiert gesamte Kette

Der EU-Kommissar für Haushalt und Verwaltung, Johannes Hahn, nannte wichtige Stellschrauben in den Strategien des Green Deals, um Corona-, Klima- und Biodiversitätskrise sowie ihre Auswirkungen zu bewältigen. „Der Weg aus der Krise kann nur gemeinsam gelingen. Krisenzeiten sind eine Gelegenheit, sich neu auszurichten und neue Prioritäten zu setzen. Blicken wir in die Zukunft und setzen wir die notwendigen Investitionen entlang der Wertschöpfungskette für einen grünen und digitalen Wandel.“

„Die GAP spielt eine entscheidende Rolle und bietet Chancen zur weiteren Belebung des ländlichen Raums, für mehr Arbeitsplätze und sie soll einen Beitrag dazu leisten, die Flucht in die Stadt zu verhindern. Wir streben verbraucherfreundliche und nachhaltige regionale Zyklen an sowie ein Lebensmittelsystem, das der Nachfrage der Verbraucher nach nachhaltigen Erzeugnissen gerecht wird und unsere Landwirtinnen und Landwirte unterstützt.“

„Wir müssen unsere Lebensmittelsysteme umgestalten, die heute fast ein Drittel der Treibhausgas-Emissionen ausmachen. Damit eröffnen sich neue Chancen für die Akteurinnen und Akteure in der Lebensmittel-Wertschöpfungskette. Neue Technologien und wissenschaftliche Entdeckungen in Verbindung mit einer stärkeren Sensibilisierung der Öffentlichkeit und der Nachfrage nach nachhaltigen Lebensmitteln werden allen entlang der Kette zugutekommen.“

Köstinger: Bewusstsein für bäuerliche Direktvermarktung fördern

Österreichs Bundesministerin für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus, Elisabeth Köstinger, zieht Lehren aus den vergangenen Monaten und stellt Initiativen in Österreich vor, um die heimische Landwirtschaft und Lebensmittelversorgung zukunftsfit aufzustellen. „Die bäuerliche Direktvermarktung ist ein Bereich, der in der Corona-Krise mit einem Plus von 41 Prozent unglaublich gewachsen ist. Die Konsumentinnen und Konsumenten haben ein Bewusstsein dafür und die müssen wir mit Initiativen wie mit „Das isst Österreich“ adressieren. Jeder Griff zum Regal entscheidet, welche Art der Landwirtschaft es in Zukunft gibt. Man kann am Regal zeigen, dass ich zu bäuerlichen Familienbetrieben aus Österreich stehe und sie unterstütze, indem ich ihre Produkte kaufe.“

„Ein Bereich ist besonders wichtig, wenn es darum geht, in die Zukunft zu investieren, nämlich Breitbandnetze und Digitalisierung. In der Landwirtschaft wird es entscheidend sein, dass wir das in den landwirtschaftlichen Betrieben auch nutzen können. Es geht darum, im Stall und am Acker effizienter zu werden und dass die Arbeit leichter wird. Das machen wir vor allem mit der Innovation Farm, mit der dieses Jahr einige Projekte geplant sind.“

Wintertagung 2021 in neuem Format

Bei der 68. Wintertagung macht sich das Ökosoziale Forum von 21. bis 28. Jänner 2021 mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern auf die Suche nach Lösungsansätzen für eine nachhaltige, zukunftsfitte und krisenfeste Wertschöpfungskette bei Lebensmitteln. Unter dem Motto „Gemeinsam is(s)t man besser: Gemeinsam aus der Krise lernen. Gemeinsam zukunftsfit werden.“ werden Wege und Perspektiven für die Landwirtschaft erörtert. Dabei sind jede und jeder gefordert, mitzudiskutieren und mitzumachen – das neue, digitale Gesicht der Wintertagung 2021 macht es möglich: Alle neun Fachtage stehen online und kostenfrei als Live-Webinare zur Verfügung und werden durch Beiträge in der Mediathek erweitert und ergänzt!

Fachtag Gemüse-, Obst- und Gartenbau erörtert Lösungen für krisenfeste Versorgung

Am 22. Jänner lädt das Ökosoziale Forum im Rahmen der Wintertagung 2021 zum Fachtag Gemüse-, Obst- und Gartenbau. Im Fokus stehen dabei die Sicherheit und Stabilität unseres Ernährungssystems. In den Vorträgen und einer Diskussion für die gesamten Versorgungsprozesse beleuchtet, wie hoch ihre Krisenanfälligkeit ist und über welche Auswege und Lösungsmöglichkeiten wir verfügen. Im Best-Practice-Teil in der Mediathek werden Beispiele für innovative Vermarktungsmöglichkeiten im Gemüse-, Obst- und Gartenbau vorgestellt. Sie sollen dazu motivieren, auch für den eigenen Betrieb Alternativen anzudenken.

Detaillierte Informationen zur Wintertagung 2021 sowie die Mediathek finden Sie unter oekosozial.at.

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