Welttag der sozialen Gerechtigkeit: Zehn Maßnahmen, die Armut reduzieren und vermeiden

Die Armutskonferenz zeigt auf, was gegen Armut wirkt. Unterhaltsrecht, echter Chancenindex, Kindergesundheit, Jugendhilfe, neue Mindestsicherung, sozialer Wohnbau.

Wien (OTS) „Für die Reduzierung der Armut braucht es einen ganzheitlichen Zugang, einen integrierten Ansatz, die Fähigkeit, in Zusammenhängen zu denken“, fordert Sozialexperte Martin Schenk von der Armutskonferenz im Vorfeld des Welttags der sozialen Gerechtigkeit von der Regierung effektive Maßnahmen zur Armutsbekämpfung ein. „Beispielsweise vermeidet „Arbeit schaffen“ allein Armut nicht, sonst dürfte es keine working poor in Österreich geben. Eine Familie muss von ihrer Arbeit auch leben können. Anti-Raucherkampagnen allein vermeiden das hohe Erkrankungsrisiko Ärmerer offensichtlich nicht, sonst würden arme Raucher nicht früher sterben als reiche Raucher“, so Schenk. Es gibt also immer mehrere Faktoren, die wir beachten müssen.

Armut in den reichen Ländern ist mit sozialer Ungleichheit in der Gesellschaft insgesamt verwoben. Eine sozial polarisierte Gesellschaft hat in der Regel auch höhere Armutsraten mit allen Folgewirkungen in den Feldern Gesundheit, Bildung und Arbeit. „Es sind nicht nur die Belastungen sozial ungleich verteilt, sondern auch die Ressourcen, diese zu bewältigen“, betont Schenk. „Anerkennung müsste eigentlich unbegrenzt vorhanden sein. Ist sie aber nicht. Sie wird wie Geld zu einem knappen Gut, das sich nach dem sozialen Status und der sozialen Hierarchie in einer Gesellschaft verteilt. Armutsbetroffene finden sich überproportional öfter in Situationen wieder, in denen weniger Anerkennung, weniger social support und weniger Selbstwirksamkeit erfahren werden – dafür wesentlich mehr Beschämung, mehr Isolation und Ohnmacht.

10 Maßnahmen: in Zusammenhängen denken

Die Armutskonferenz schlägt daher zehn Maßnahmen vor, die Armut bekämpfen und vermeiden:

1. Reform des Unterhaltsrechts
Gibt hier immense Lücken, die für Armut verantwortlich sind

2. Jugendhilfe bis zum 24.Lebensjahr
Betroffene Jugendliche brauchen Hilfe und Unterstützung über das 18.Lebensjahr hinaus

3. Chancenindex und Schulentwicklung
Unterstützung mit empirisch erhobenem Chancenindex kombiniert mit Schulentwicklung

4. In sozialen Wohnbau investieren
Wohnen ist für viele nicht mehr leistbar und ein hohes Armutsrisiko geworden

5. Soziale Grundrechte in der Verfassung verankern
Grundrechtsschutz stärken: Rechte statt Almosen

6. Neue Mindestsicherung, die Existenz, Chancen und Teilhabe sichert
Die Sozialhilfe erhöht die sozialen Probleme statt sie zu vermeiden.

7. Gesetz für soziale Absicherung von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen
Das Sozialhilfegesetz lässt psychisch Kranke außer Acht

8. Kindergesundheit: Schließen der Therapie Lücke
Zehntausende Kinder erhalten nicht die für sie notwendigen Therapien

9. Erhöhung des Existenzminimums bei Pfändung und Privatkonkurs
Hohe Armutsgefährdung betroffener Personen

10. Beschämung vermeiden, Menschenwürde achten
Armutsbetroffene werden oft als „sozial schwach“ bezeichnet. Das ist eine Beleidigung. Sozial schwach sind diejenigen, die den Armen aus der Armut helfen könnten, es aber nicht tun.

Mangel an Möglichkeiten

„Insgesamt setzt Armutsbekämpfung auf einen modernen Sozialstaat“, so Martin Schenk, „der Benachteiligte nicht bevormundet, sondern ihre Freiheitsmöglichkeiten und Wahlchancen vergrößert.“ Denn: „Armut heißt nicht nur ein zu geringes Einkommen zu haben, sondern bedeutet einen Mangel an Möglichkeiten, um in den zentralen gesellschaftlichen Bereichen wie Wohnen, Gesundheit, Sozialkontakte oder Arbeitsmarkt zumindest in einem Mindestmaß teilhaben zu können.“, so der Sozialexperte.

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Die Armutskonferenz
www.armutskonferenz.at
Tel.: 01/4026944 od 0664/5445554

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