TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Wer hier den Nutzen hat“, von Michael Sprenger, Ausgabe vom 31. Dezember 2917/1. Jänner 2018

Der Boykott-Aufruf linker Intellektueller gegenüber den FPÖ-Ministern nützt vor allem den Freiheitlichen.

Innsbruck (OTS) Die FPÖ empört sich „über das letzte Aufgebot der vereinigten Linken“ – und überspielt so ihre klammheimliche Freude.

Es wäre zu viel um die Ecke gedacht. Den Aufruf der nicht übertrieben prominenten linken Intellektuellen und ehemaligen Politiker in Le Monde für einen Boykott der FPÖ-Minister organisierten nicht die Freiheitlichen selbst. Das ist schon ein Produkt eines vielleicht gut gemeinten Engagements. Nur spielt es den Freiheitlichen in die Hände.
Die FPÖ ist seit jeher eine Partei, die es meisterlich versteht, zu provozieren. Dabei hofft sie immerzu auf eine überzogene Reaktion ihrer Gegnerschaft, um sodann in die Rolle des Opfers schlüpfen zu können. Die Begründung des Boykott-Aufrufs war für die Freiheitlichen wie bestellt. Wurde doch in dem Appell an die anderen EU-Länder vor den „Erben des Nazismus“ gewarnt. Selbst wenn man ob der Gründungsgeschichte der FPÖ Bescheid weiß, sich an die rassistischen Rülpser mancher Protagonisten erinnert und sich mit ihren rechten Ideologen auseinandersetzt, so sind die FPÖler vieles, aber keine Nazi-Epigonen.
Aber sie sind geschickt genug, um Gegenwind von außen in Rückenwind zu verwandeln. Zugute kommt ihnen dabei, dass die vergangenen Jahrzehnte zu einer Ermüdung der Gegnerschaft der FPÖ in Österreich geführt haben. Zweifelsohne, man muss wachsam sein. Will die jetzige Regierung einen ähnlich reaktionären Kurs einschlagen wie Polen oder Ungarn? Noch gibt es hierfür keine Anzeichen. Und gehört es nicht zur Redlichkeit, Schwarz-Blau die Chance zu geben, ihr Versprechen von einem proeuropäischen Kurs einzulösen? Bisher, auch das kann man hinzufügen, produzierte die Regierung nur Überschriften. Fest steht jedoch: Wer will, dass der FPÖ weiterhin die Wähler zugetrieben werden, kann diesen Boykott-Aufruf nur begrüßen.

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