TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Wenn jeder sein Süppchen kocht“, Ausgabe vom 6. März 2021 von Alois Vahrner.

Innsbruck (OTS) Seit einem Jahr kämpft man auch im besonders stark betroffenen Europa gegen die Corona-Pandemie – leider viel zu selten gemeinsam, sondern vornehmlich auf eigene Faust. Tirol ist ein Leidtragender dieser staatlichen Egoismen.

Gerade in Krisen, heißt es, wird noch viel besser sichtbar, was gut funktioniert und was eben leider nicht. Insofern hat Europa seit dem Überschwappen der Pandemie (vor einem Jahr zunächst am massivsten in Italien) diesen Elchtest bisher nur sehr schlecht überstanden.
Das Rezept hieß von Anfang an nicht gesamteuropäisches Vorgehen, sondern ein Abschotten der Staaten. Die Grenzbalken wurden hochgezogen, die Länder igelten sich ein, so massiv es nur ging. Teilweise wurde auch noch versucht, Lieferungen von überall knapper medizinischer Ausrüstung in andere EU-Länder zu unterbinden. Die Gesundheits-Kompetenzen liegen bei den Staaten, monatelang sah aber die EU-Zentrale dem teilweise einer Union unwürdigen Treiben wortlos und, was schwerer wog, leider auch tatenlos zu.
Kaum war die erste Corona-Welle vor dem Sommer 2020 vorbei, schritt man in den Staaten und auch in Brüssel durchaus auch zur Selbstkritik. Nach langem Ringen wurde auch ein riesiges Milliarden-Hilfspaket zumindest auf den Weg gebracht, was durchaus als starkes Lebenszeichen gewertet werden konnte.
Die Corona-Krise war aber leider nicht vorbei – und, wie sich mit dem Hochtürmen der zweiten Corona-Welle herausstellte, auch die vorangegangenen Schwächen innerhalb der EU nicht. Seit dem Herbst gab es einen wahren Hagel an unterschiedlichen Reisewarnungen, gegenseitigen Quarantäneregelungen und vielen anderen beschränkenden Regelungen. Ein allgemein gültiges Ampelsystem auf EU-Ebene blieb ein Rohrkrepierer (freilich auch jenes etwa in Österreich). Bei der Impfstoff-Bestellung lag der Ball dann ausnahmsweise tatsächlich bei der EU, die hier dann aber viel zu zögerlich agierte, wie dann auch Kommissions-Präsidentin Ursula von der Leyen zugeben musste – mit dem Ergebnis, dass jetzt verschiedene EU-Länder erst recht wieder auf eigene Faust agieren. Vom Kauf etwa des russischen Impfstoffs Sputnik durch Ungarn und die Slowakei, ungeachtet einer noch fehlenden EU-Zulassung, bis zur neuen Allianz von Österreich und Dänemark mit Israel.
In der Corona-Krise wurde europäisches Denken vielerorts weiter zurückgedrängt. Die Folgen bekommt gerade auch Tirol bitter zu spüren – nach dem Tiefschlag durch das Quasi-Einreiseverbot durch die Reisewarnungen im Herbst bis zu den jetzigen fragwürdigen De-facto-Grenzsperren Deutschlands, welche die heimische Wirtschaft zusätzlich massiv schädigen. Gerade jetzt würde es auch hier eine stark auftretende EU benötigen.

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