TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 31.März 2020 von Wolfgang Sablatnig – „Bittere Realität“

Innsbruck (OTS) Auch wer noch immer gehofft haben sollte, dass wir bald aus dem Corona-Albtraum erwachen können, muss zur Kenntnis nehmen, dass eine Erleichterung nicht in Sicht ist. Was richtig ist oder falsch, wird sich erst viel später zeigen.

Wieder nichts. Statt des ersehnten Fahrplans für den Ausstieg aus dem Corona-Irrsinn verkündeten Kanzler Sebastian Kurz und die Minister aus dem Krisenstab die nächste Verschärfung der Maßnahmen. Am auffälligsten ist die Maske – oder, um korrekt zu bleiben, der Mund-Nasen-Schutz (MNS): Zutritt zum Supermarkt gibt es ab Mittwoch nur noch verhüllt. Eine Ausweitung dieser Pflicht ist wohl zu erwarten, wenn genügend Masken vorhanden sind.
Die bittere Realität des Virus wird uns noch lange beschäftigen. Noch steigen die Infektionen zu stark. Erleichterung ist nicht in Sicht. Flucht ist nicht möglich.
Der Mund-Nasen-Schutz wird daher nicht der letzte Eingriff bleiben. Solange die Medizin weder Impfung noch Heilung anbietet, werden wir Einschränkungen hinnehmen müssen.
Manche Maßnahmen kennen wir, manche werden dazukommen. Manche überraschen. Bei manchen fragt man sich, warum erst jetzt. Wer hätte noch vor dem Wochenende eine Maskenpflicht im Supermarkt erwartet? Wer hätte an Stichprobentests gedacht, um der Dunkelziffer auf den Grund zu gehen?
Weitere Maßnahmen hängen davon ab, wie schnell sich das Virus ausbreitet und welche Instrumente zur Verfügung stehen. Am Beispiel der Masken: Noch gäbe es gar nicht genug davon, um ihr Tragen zur Pflicht zu machen. Ähnliches gilt für den Einsatz von Big Data, den Kurz in den Raum stellt. Was genau kommt, zu welchem Zweck, wann es kommt, bleibt noch offen. Vielleicht weiß es die Regierung selbst noch nicht.
Auch das ist Teil der bitteren Realität des Virus. Wo politische Entscheidungen sonst abgewogen werden, jagt eine Notstandsmaßnahme die andere. Am Freitag wird der Nationalrat ein bereits drittes Gesetzespaket beschließen, wieder im Eilverfahren.
Richtig oder falsch? Es ist nötig, die Maßnahmen der Regierung laufend zu hinterfragen, ob sie überschießend sind und ausreichend durchdacht. Ob sie Lücken haben und Probleme übersehen.
Erst am Ende, danach, wenn das Schlimmste überstanden ist, können wir wirklich abwägen, ob wir unsere Freiheiten wiederbekommen. Wir können abschätzen, wie sich die Wirtschaft aus der Krise herausentwickelt. Wir werden sehen, wie viele Menschen gestorben sind.
Noch wissen wir nicht, wann es so weit ist. Und wir wissen nicht, welchen Maßstab wir dann sinnvoll anlegen. Auch das ist Teil der bitteren Realität.

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