TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 3.Januar 2019 von Karin Leitner – „Tun wir es den Schweden gleich!“

Innsbruck (OTS) Jahr für Jahr gibt es auch in Österreich Verletzte und Sachschaden wegen der Silvesterschießerei. Da Warnungen und Appelle nicht fruchten, ist wohl zu einem härteren Mittel zu greifen – dem Verbot.

Mit Jahresbeginn ändert sich stets vieles, eines bleibt aber immer gleich: die chronikalen Nachrichten. Und die sind schlecht. Brände und (Schwer-)Verletzte wegen Feuerwerkskörpern und Böllern sind zu vermelden. In Oberösterreich ist in der vergangenen Silvesternacht ein 17-Jähriger gestorben; als er eine Kugelbombe zündete, ist diese explodiert. Menschen, denen es Finger wegreißt, leiden das restliche Leben lang unter der vermeintlichen Gaudi. Solche, die Raketen nicht angreifen, spüren die Begleiterscheinungen der Knallerei. Viele müssen ihre lärmverschreckten Haustiere beruhigen, die Feinstaubbelastung ist groß, Straßen sind nach den Schießereien vermüllt.
Warum wird trotz der Warnungen nicht von diesem „Spielzeug“ gelassen, das auch noch sündteuer ist? Warum ist so vielen die Gefahr nicht bewusst?
Es scheint, dass man etliche dieser Schützen vor sich selbst schützen muss – und damit andere vor ihnen. Mit Verboten sollte der Staat zwar grundsätzlich geizen, wenn Appelle ungehört bleiben, sind sie aber geboten. Vor allem, wenn es so viele Junge nicht nur im sprichwörtlichen Sinne trifft.
In Schweden wird dahingehend gehandelt. Ab Juni 2019 dürfen Leitstab-Raketen – die Silvesterfeierer gerne aus leeren Flaschen und Schneehaufen abfeuern – nur noch an Menschen verkauft werden, die einen Berechtigungsschein vorweisen. Um den zu bekommen, ist eine mehrteilige Ausbildung vonnöten. Selbst der Verband der Feuerwerksbranche heißt das gut.
Ungeregelt ist die Ballerei auch in Österreich nicht. Im Ortsgebiet pyrotechnische Artikel der Kategorie F2 – etwa Schweizer Kracher, Raketen und Knallfrösche – zu verwenden, ist untersagt. Der Bürgermeister kann Feuerwerke aber genehmigen. Da diese Einschränkung nachweislich nicht reicht, sollte es die heimische Politik der schwedischen gleichtun – und Schluss machen mit Waffen dieser Art. Rigorose Kontrolle der neuen gesetzlichen Regelung wäre gefragt, detto rigorose Sanktion für jene, die sich nicht daran halten. Der Feuerwerker und Bölleranten gänzlich Herr zu werden, wird damit nicht gelingen, es wäre aber ein Signal wider die Narrenfreiheit im Land. Wer Spaßbremsentum beklagt, sollte sein eigenes Spaßverständnis über-und an die Eltern des toten Burschen denken. Freudbringendes findet sich zum Jahreswechsel auch abseits von Schießmaterial. Kriegsgebiete haben wir weltweit genug.

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