TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 29. September 2017 von Kathrin Siller „Ja zu Glyphosat wäre ein Skandal“

Innsbruck (OTS) - Die österreichische Politik drückt sich um eine klare Positionierung in Sachen Glyphosat. Doch das Pestizid ist erwiesenermaßen gefährlich. Bislang zählen Industrieinteressen aber mehr als unsere Gesundheit.

Die EU wird in Kürze über eine Neuzulassung des Pflanzengifts Glyphosat abstimmen. Frankreich hat Anfang dieser Woche angekündigt, für ein Verbot zu stimmen. Der zuständige österreichische Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter (ÖVP) hingegen drückt sich nach wie vor um eine klare Positionierung. Er orientiert sich an den Experten der Agentur für Ernährungssicherheit (AGES), die sich für eingeschränkte Anwendungsmöglichkeiten aussprechen. Von einem Total-Verbot ist da freilich keine Rede.
Die SPÖ möchte im EU-Unterausschuss des Nationalrates am kommenden Dienstag versuchen, eine Mehrheit zu finden, um Rupprechter dazu zu verpflichten, auf EU-Ebene gegen die Wiederzulassung zu stimmen. Rupprechter mag das als „Wahlkampfgetöse“ abtun – Fakt ist, dass die meisten Menschen ein Glyphosat-Verbot wollen.
Allein die EU-Bürgerinitiative „Stop Glyphosat“ hat bis zum gestrigen Tag über 1,323.000 Unterschriften gesammelt. Das Herbizid schädigt laut unabhängigen Studien Gesundheit, Wasser, Böden und die Biodiversität. Die Internationale Krebsforschungsagentur der WHO stuft die Substanz als wahrscheinlich krebserregend ein, unabhängige Wissenschafter, die keine Industrieinteressen vertreten, bestätigen ihre Gefährlichkeit. In Südamerika, wo glyphosatresistentes Soja angebaut wird und das Herbizid ohne Vorwarnung in großen Mengen aus Flugzeugen verspritzt wird, schlagen Ärzte Alarm, weil sich Krebsfälle und Missbildungen bei Neugeborenen häufen. Es ist ein Skandal, dass die Gesundheit der Menschen, die diesem Wahnsinn machtlos ausgeliefert sind, auf dem Altar der großen Geschäftemacherei geopfert wird.
Dass bei den Zulassungsverfahren bislang undurchsichtiges Lobbying und befangene Wissenschafter den Ausschlag gaben, hat der Global-2000-Biochemiker Helmut Burtscher-Schaden in seinem neuen Buch dargelegt. Studien, die vom Glyphosat-Hersteller Monsanto in Auftrag gegeben wurden, sprechen das Pestizid allerdings von jedem Risikoverdacht frei. Selbst Institutionen, die – so will es das europäische Pestizidgesetz – Studien zum Schutz der Bürger unabhängig prüfen sollten, gehen der Industrie ins Netz. Dabei wurde vor zwei Wochen öffentlich, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung in Deutschland in seinem Prüfbericht ganze Passagen wortwörtlich aus einer Monsanto-Publikation übernommen hatte. Und zum Schluss kam:
Glyphosat sei nicht krebserregend. Die EU-Kommission stützt sich auf diese Einschätzung. Zu hoffen ist, dass eine baldige Aufklärung dieses Plagiat-Skandals den verantwortlichen EU-Politikern zu denken gibt.

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