TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 27. Jänner 2021 von Mario Zenhäusern „Gleiche und Gleichere“

Innsbruck (OTS) Noch immer halten sich die meisten Menschen im Land an die Corona-Vorgaben der Regierung. Eine kleine Gruppe glaubt, es sich dennoch richten zu können, und leistet damit nicht nur der Tourismusbranche einen Bärendienst.

Österreich zählt, bezogen auf die Neuinfektionen mit dem Coronavirus und auf die Zahl der Spitals- beziehungsweise Intensivpatienten, derzeit wieder zu Europas Musterschülern. Ein ganzes Bündel an restriktiven Maßnahmen hat bislang den Kollaps des heimischen Gesundheitssystems verhindert. Allerdings ist es auch nach drei Lockdowns nicht annähernd gelungen, die Zahlen auf einen Wert zu senken, der die Aufhebung der Einschränkungen rechtfertigen würde. Und solange das so ist, werden die Experten nicht müde, die Bundesregierung vor einer Öffnung zu warnen.
Kein Wunder also, wenn der Unmut in der Bevölkerung steigt. Die Zahl jener, die genug haben, nimmt von Tag zu Tag zu, und der Verdruss schlägt sich auch in Zahlen nieder: Die Beliebtheitskurve der Regierung zeigt nach unten. Der wenig ruhmreiche Start der Impfungen und zuletzt die Unsicherheit, ob in absehbarer Zeit überhaupt genügend Impfstoff vorhanden sein wird, haben ein Übriges dazu beigetragen, die Stimmung zu kippen. Aus breiter Zustimmung zu Beginn der Corona-Krise wird mit fortschreitender Dauer Missbilligung, oft auch Ablehnung.
Wenn dann einige wenige noch glauben, es sich richten zu können und sich nicht an die von der Regierung vorgegebenen Maßnahmen halten zu müssen, ist das Wasser auf die Mühlen der Skeptiker. Tirol geht in dieser Hinsicht einmal mehr mit schlechtem Beispiel voran. Britische Möchtegern-Skilehrer in Jochberg, Heustadel-Feten britischer und skandinavischer Wintersportler in St. Anton, rauschende Geburtstagspartys im Festwagen in Igls oder Silvesterurlaube im Süden Afrikas – all das konterkariert die Bemühungen der Bundes- und Landes­regierungen, die Krise zu meistern. Während sich die meisten Menschen im Land, so gut es halt geht, an die zugegeben nervigen Corona-Vorgaben halten, hat diese kleine Gruppe den Ernst der Lage entweder nicht erkannt oder ignoriert ihn ganz bewusst. Beides ist inakzeptabel. Regierung und Behörden tun gut daran, genau zu prüfen, ob in dem einen oder anderen Fall geltende Regeln miss­achtet oder umgangen wurden.
Ganz abgesehen vom rechtlichen Standpunkt erweisen jene, die von diesem Fehlverhalten profitieren, dem Image der heimischen Tourismusbranche einen Bärendienst. Und das zur Unzeit: Nach der Flut an negativen Schlagzeilen im Zuge der Corona-Krise bräuchten die Betriebe wieder einmal Rückenwind.

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