TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 24. Jänner 2018 von Max Strozzi – Landung unter schweren Turbulenzen

Innsbruck (OTS) Die Insolvenz der Air Berlin und das Verkaufschaos rund um flyniki haben große Lücken in Abwicklung und Konsumentenschutz offenbart. Wer daraus Lehren ziehen will, der findet unschwer die richtigen Schalthebel.

Niki Lauda kauft seine Fluglinie wieder zurück und bringt die insolvente Airline Niki unter dem neuen Namen LaudaMotion wieder zurück auf die Startbahn. Mehrere Monate hat der Verkaufsprozess im Rahmen des Insolvenz­verfahrens gedauert, ein rechtliches Tauziehen zwischen Deutschland und Österreich verursacht, zwei Gerichte in Berlin und Korneuburg, zwei Insolvenzverwalter in zwei verschiedenen EU-Staaten in Anspruch genommen, zwei Bieterverfahren ausgelöst und zwei Käufer hervorgebracht: erst die British-Airways-Mutter IAG mit ihrer Billigtochter Vueling, dann Niki Lauda mit dem Reiseveranstalter Thomas Cook. In diesem chaotischen Verkaufsprozess hingen Mitarbeiter, Käufer, Gläubiger, Passagiere, Reiseunternehmen und Flughäfen monatelang in der Warteschleife, ohne zu wissen, wo die Airline landen wird, ob sie wieder abhebt, ob der Job futsch ist. Und dass die im ersten Anflug erfolgreiche, im zweiten aber unterlegene IAG/Vueling gegen den nunmehrigen Verkauf an Lauda vorgehen und damit eine weitere Runde einläuten könnte, ist auch nicht gänzlich ausgeschlossen.
Die Pleite der deutschen Fluglinie Air Berlin samt ihrer österreichischen Tochter Niki hat jedenfalls die groben Pannen aufgezeigt, mit denen die Branche immer noch fliegt. Zum einen die Frage der Zuständigkeit. Es kann doch nicht sein, dass trotz einer EU-Bestimmung immer noch nicht eindeutig klar ist, welches Gericht in welchem Staat für eine Insolvenz zuständig ist. Alleine dieses juristische Gezerre hat die Causa Niki völlig unnötig in die Länge gezogen.
Im Sog der Pleite wird aber auch der Ruf nach einer Insolvenzabsicherung für Airlines immer lauter, wie sie etwa bei Reiseveranstaltern vor vielen Jahren eingeführt wurde. Während selbst Hoteliers mit ihren Kombi-Angeboten inzwischen zu Reisever­anstaltern hochgestuft worden sind und damit ebenfalls solchen Versicherungspflichten unterliegen, hat die milliardenschwere Flugbranche bislang erfolgreich eine verpflichtende Insolvenz­absicherung wie eine nahende Gewitterfront umflogen. Dabei können im Fall einer Flugpleite auf einen Schlag rasch mehrere hunderttausend Passagiere betroffen sein, die quer über den Globus verstreut auf den Flughäfen stranden und vor dem Check-in-Schalter auf ihren Koffern sitzen.
Wer also Lehren aus den Bruchlandungen von Air Berlin und Niki ziehen will, findet rasch die richtigen Schalthebel.

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