TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 24. August 2020 von Karin Leitner – „Management by Chaos.“

Innsbruck (OTS) Viel kündigen die Regierenden in Sachen Corona an. Bei der Realisierung hapert es immer wieder.
Türkise und Grüne sollten mehr Energie in Sacharbeit stecken als in Selbstinszenierung.

Für alle war der Beginn der Pandemie eine große Herausforderung, so auch für die Regierenden. In einer bis dato unbekannten, schwierigen Situation galt es zu agieren. Da können Fehler passieren. Sie sind zu verzeihen, sofern sie auch eingestanden werden – und aus ihnen gelernt wird. Das ist leider nicht der Fall.
Es ist nicht nur der Inhalt von Verordnungen, an dem es hapert. Es ist auch der Umgang mit solchen.
Nun ist es ob einer dahingehenden Vorgabe zu Chaos bei den Grenzkontrollen in Kärnten gekommen. Nicht nur die österreichischen Urlaubsrückkehrer wurden Corona-bedingt kontrolliert, sondern alle, die aus Slowenien kamen – ab Samstagmitternacht. Pässe waren zu kopieren, Formulare auszufüllen. Klar war das anfangs nicht. Polizisten, Soldaten und Behördenvertreter hatten bis am Vormittag nichts von der Verordnung gewusst. Die Folge: kilometerlanger Stau, Wartezeiten von mehr als zehn Stunden am Karawanken­tunnel, sieben Stunden am Loiblpass. Das Rote Kreuz löste Bezirks­alarm aus, um Menschen mit Getränken versorgen zu können.
Gestern Früh ordnete der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser an, bei Transitreisenden lediglich stichproben­artig zu kontrollieren. Wegen der unzumutbaren Zustände. Wie kann es zu solchen kommen? Wissend, dass trotz Pandemie nicht alle Österreicher hierzulande Ferien machen, auch wenn Türkise und Grüne noch so viel dafür getrommelt haben. Wissend, dass auch Bürger aus anderen Ländern unterwegs sind. Warum sind jene, die die Neuerung vollziehen müssen, nicht rechtzeitig informiert worden? Warum war sie mit dem Landeshauptmann nicht abgesprochen, wie dieser sagt? Aus dem Gesundheitsressort heißt es nun, die Behörden seien berechtigt, aber nicht dazu verpflichtet, zu kontrollieren. Und von „lückenlos“ sei nicht die Rede. Wurde das nicht vorab kommuniziert? Verantwortungspingpong ist fehl am Platz. Der Schaden ist angerichtet, der Ärger angesichts des Missmanagements groß. Der Europarechtsexperte Walter Obwexer diagnostiziert EU-Widrigkeit. Viel Zeit investieren die Koalitionäre in Pressekonferenzen, Inszenierung und Show-Politik. Das Eigenlob bei jeder Gelegenheit ist penetrant. Die Energie sollte in die Sacharbeit gesteckt werden. Den Ankündigungen muss Realitätstaugliches folgen. Wer verstärkte Grenzkontrollen avisiert, hat dafür zu sorgen, dass sie friktionsfrei vonstattengehen.

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