TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 23. Jänner 2023 von Alois Vahrner „Energiekrise und das Florianiprinzip“

Innsbruck (OTS) Um die befürchteten Strom-Blackouts oder Gas-Zwangsabschaltungen sollten wir diesen Winter herumkommen. Der Umbau des Energiesystems ist aus Klima- und Versorgungsgründen dringlich, der politische Schulterschluss fehlt aber.

Wie kein anderes Land hatte sich Österreich in der Vergangenheit in einem gefährlich hohen Ausmaß von scheinbar günstigem und sicherem russischen Gas abhängig gemacht. Als Eu-ropa nach der Annexion der Krim bereits die Sanktionsschrauben angezogen hatte, tanzte Kremlherr Wladimir Putin noch mit der damaligen FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl bei deren Hochzeit in der Steiermark. Ein Sinnbild für den langen politischen Kuschelkurs von ÖVP, SPÖ und FPÖ mit Moskau.
Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine ist auch energiepolitisch Feuer am Dach. Die Preise explodierten massiv, zudem war mit einem Schlag die Versorgung in Frage gestellt. Aus Klimagründen war zwar immer klar, dass es zur großen Energiewende, sprich dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern, kommen muss. Und in Sonntagsreden wurde auch stets betont, dass man sich damit aus der Umklammerung von Russland und den Ölmultis lösen könne.
Kurzfristig scheint es Österreichs Regierung in den letzten Monaten mit verschiedenen Maßnahmen doch gelungen zu sein, in diesem Winter Blackouts und Zwangsabschaltungen zu verhindern. Indem man neue Lieferanten gefunden und die – glücklicherweise großen – Gasspeicher aufgefüllt hat. Dazu musste die türkis-grüne Regierung jedoch auch bei Scheichs auf Betteltour gehen und zudem für den teuren Einkauf und Preisabfederungen für Bevölkerung und Wirtschaft Milliarden in die Hand nehmen. Um Österreichs Energie-Sicherheit und den im Vorjahr durch die im Vergleich zu Asien und Amerika durch die Kostenwelle gefährdeten Wirtschaftsstandort abzusichern, braucht es einen nationalen Schulterschluss. Zumindest für jene Kräfte, denen es wirklich um Unabhängigkeit und Wohlstand geht.
Die im Koalitionspapier fixierten Ausbauziele bei Solar, Wind und Wasserkraft sind, wenn das Tempo auch bei den Genehmigungsverfahren nicht endlich massiv steigt, reine Papiertiger. Ja, nicht nur Wasserkraftwerke sind ein Eingriff in die Natur, sondern auch Wind- und Solarparks. Bei der Russland-Abhängigkeit waren die Grünen tatsächlich unschuldig, bei der Nicht-Ausnützung heimischer Ressourcen hingegen nicht. Mit dem Florianiprinzip wird Österreich scheitern, zumal es künftig für den Ausstieg aus fossiler Energie noch viel mehr Strom brauchen wird als jetzt. Laut Experten wird Gas noch länger als Übergangs-Technologie für das Aus von Kohle und Öl benötigt werden. Österreich hätte selbst Gasvorkommen für etliche Jahre. Aber auch darüber wollen vor allem, aber nicht nur die Grünen nicht einmal nachdenken. Stattdessen liefern sich die Parteien unter den Stichworten Fracking bzw. Klimakleber-Strafen einen Schlagabtausch.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com



Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen