TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 23. April 2019 von Peter Nindler „Genossen auf dem Ego-Trip“

Innsbruck (OTS) Ehrgeiz und Eitelkeit prallen bei der Auseinandersetzung um den Klubvorsitz in der Tiroler SPÖ aufeinander. Damit schaden Parteichef Georg Dornauer und Klubchefin Elisabeth Blanik lediglich der SPÖ, die eigentlich gut aufgestellt ist.

Die Tiroler SPÖ kann sich einen Machtkampf nicht nur leisten, sondern er würde die politische Naivität der Genossen schonungslos offenlegen. Denn so gut wie jetzt waren die Sozialdemokraten in Tirol selten aufgestellt. Mit dem 36-jährigen Georg Dornauer hat die Partei einen Vorsitzenden an der Spitze, der ein Gespür für Politik hat. Und noch dazu gut ankommt; über das rote Klientel hinaus, weil er politisch nicht ausgrenzt. Was vor allem im Ballungsraum Innsbruck kein Fehler ist, werden Wahlen in Tirol schließlich dort entschieden. Außerdem verfügt die SPÖ mit Elisabeth Blanik über eine Klubchefin, die zu einer der profiliertesten Politikerinnen im Lande zählt. Sie holte die SPÖ aus einem Dauer-Tief heraus und gilt als ausgezeichnete Parlamentarierin. Ergänzt wird das Duo von Philip Wohlgemuth. Der ÖGB-Vorsitzende deckt den Gewerkschaftsflügel ab, der sich in der Tiroler SPÖ nicht immer gut vertreten gefühlt hat, aber doch die Stimmen bringt. Rund um diese Achse könnten sich die übrigen Mandatare und die SPÖ-Funktionäre profilieren, doch offenbar geht der Ehrgeiz („Ich bin die Tiroler SPÖ“) mit „Schorsch“ spazieren. Natürlich ist es legitim, den Klubvorsitz von Blanik zu beanspruchen, doch was will Dornauer noch alles bei sich zentralisieren? Er ist Vorsitzender, Bürgermeister und mittendrin in wichtigen Reformen für seine Partei. Dazu beansprucht er noch die Führungsrolle in der Opposition und will selbstredend im Untersuchungsausschuss zur Flüchtlingsgesellschaft glänzen. Allerdings hat Dornauer in den vergangenen Monaten zu viele Fettnäpfchen volley angesteuert. Schlussendlich verdankt er es Elisabeth Blanik und der Zurückhaltung der Frauenvorsitzenden Selma Yildirim, dass seine politische Karriere nicht jäh zurück zum Ursprung ins Sellraintal kriecht. Auch so etwas wie Teamgeist, den Dornauer wahrscheinlich erst lernen muss. Andererseits wird Blanik nach wie vor als Korrektiv zu dem oft übermütigen Parteichef gesehen.
Natürlich schlägt bei Blanik viel Eitelkeit durch, weil es für Politiker – unabhängig von der Person und Parteifarbe – immer schwer ist, sich von der Macht zu trennen. Zugleich verstärkt Dornauer dieses Gefühl, wenn er Blanik aus der Funktion der Klub-
obfrau drängen möchte.
Ein Machtkampf nützt weder Dornauer noch Blanik, sondern schadet einzig der SPÖ. Deshalb müssen beide einlenken. Dornauer darf nicht drängen und Blanik sollte einsehen, dass der Parteichef die Zukunft verkörpert.

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