TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 22. März 2023 von Peter Nindler „Vordenken, nachdenken, Posten schaffen“

Innsbruck (OTS) Die Lebensraum Holding ist gescheitert: weil die Politik nur Funktionen aus dem Boden gestampft, aber keine klare Strategie festgelegt hat. Mit seiner Strukturreform tappt LH Anton Mattle in die gleiche Falle, es droht eine Verschlimmbesserung.

Zu viel Struktur, zu wenig Effizienz: Nicht alles, was gut klingt wie Lebensraum Tirol Holding, wird dieser ambitionierten Philosophie tatsächlich gerecht. Da nützt auch die geschraubte Eigendefinition von einer „lernenden und systemisch-dynamischen Organisation“ nichts. Schließlich schleppt sie als Dachgesellschaft von Tirol Werbung, Standortagentur und Agrarmarketing einen Geburtsfehler mit. Sie ist kopflastig, mit Worthülsen angereichert und überstrukturiert. Als sollte für jeden Vor- und Nachdenker über Tirol ein Posten geschaffen werden.
Wobei die zentralen Aufgaben für die drei Kernunternehmen seit Jahren ohnehin klar umrissen sind: Die Tirol Werbung hat die Marke Tirol bestmöglich zu verkaufen, Tirol als Reise- und Freizeitdestination auf Höhe der Zeit zu etablieren und weiterzuentwicklen. Das Agrarmarketing steht für Regionalität und für die Vermarktung heimischer Produkte in enger Kooperation mit dem Tourismus. Und die Standortagentur muss ein Seismograph für (innovative) Betriebsansiedelungen im Austausch mit Wissenschaft, Forschung und der Wirtschaft sein. Sich gut zu vernetzen und untereinander strategische Synergien zu schaffen, gilt gemeinhin als Kernaufgabe der jeweiligen GeschäftsführerInnen.
Trotzdem wurde die Lebensraum Holding als Lieblingsprojekt des ehemaligen Landeshauptmanns Günther Platter (VP) im Jahr 2019 darübergestülpt. Dass Josef Margreiter volley von der Tirol Werbung als Geschäftsführer in die Holding übersiedelte, überraschte damals niemanden. Zwischen Platter und Margreiter passte schließlich kein Blatt Papier. Heute präsentiert sich die Holding mit einem Budget von 57,4 Mio. Euro für die gesamte Firmengruppe als aufgeblähter Apparat. Der Landeshauptmann, zwei Regierungsmitglieder – künftig sogar noch ein viertes – sowie die vier Geschäftsführer der einzelnen Gesellschaften sind für sie zuständig. Bisher redeten auch ein Beirat (19 Mitgliedern!) und 16 Aufsichtsräte mit. Und bei der Tirol Werbung noch das Tyrol Tourism Board (12 Mitglieder) als „strategischer Berater“. Bei so vielen wichtigen Playern kann schon einmal das monatliche 2000-Euro-Konzessions-Pauschale der Tirol Werbung für Margreiter übersehen werden.
Die neuerliche Strukturreform ist das Eingeständnis, dass die Lebensraum Holding die Erwartungen nicht erfüllt hat. Wie auch? Die von LH Toni Mattle (VP) angekündigten Veränderungen lassen jedoch eine Verschlimmbesserung befürchten. Statt sich generell die Sinnfrage über die Holding zu stellen, werden zuerst neue Entscheidungsebenen und -gremien geschaffen. Und Margreiter, dessen Vertragsverlängerung noch ungewiss ist, soll maßgeblich die neue Strategie ausarbeiten. Nachvollziehbar? Nein!

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