TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 20. April 2019 von Mario Zenhäusern „Fest der Hoffnung“

Innsbruck (OTS) Kirchenvertreter sind aktuell stark gefordert, insbesondere als Verteidiger einer gesellschaftspolitischen Grundordnung, die den Menschen – ungeachtet seiner Herkunft – in den Mittelpunkt stellt.

Ostern 2019: Eine ganze Reihe interner und externer Herausforderungen mit zum Teil großem Konfliktpotenzial fordert die katholische Kirche in Österreich. Die Zahl der Priester nimmt ebenso ab wie jene der Gläubigen. In Tirol strapaziert das neuerliche Auftauchen von Missbrauchsvorwürfen das Verhältnis zwischen Klerus und Kirchenvolk. Obwohl Diözese Innsbruck wie auch Landesregierung energisch reagierten, bestätigen Vorfälle wie in Martinsbühel bei Zirl jene Kritiker, die in diesem Zusammenhang eine schleppende und lückenhafte Aufarbeitung anprangern. Auch der allzu lockere Umgang des ehemaligen Klagenfurter Diözesanbischofs mit dem ihm anvertrauten Kirchenvermögen und das viel zu lange Schweigen der Bischofskonferenz dazu sind nicht wirklich vertrauensbildende Maßnahmen.
Ostern 2019 steht aber auch im Zeichen positiver Signale. Papst Franziskus reagiert, anders als seine Vorgänger, mit Gesprächsbereitschaft auf die Herausforderungen und versteckt sich nicht hinter seinem Primat. Er redet offen über die Einbindung von wiederverheirateten Geschiedenen und verschließt sich auch heiklen Diskussionen nicht. Aufhebung des Zölibats, Aufwertung der Frauen oder Einsatz von „viri probati“ (bewährte verheiratete Männer) sind längst keine Tabuthemen mehr.
In vielen Ländern Europas ist das soziale Gefüge in Gefahr, wird die Gesellschaft in Menschen erster und zweiter Klasse auseinanderdividiert. Österreich ist da leider keine Ausnahme. Ungeregelte Zuwanderung, das ist allen klar, überfordert jeden Staat. Aber das kann und darf nicht davon abhalten, im Umgang mit Notleidenden ein Mindestmaß an Humanität walten zu lassen. In der heimischen Asylpolitik ist das viel zu oft nicht der Fall. Leider. Denn das ist eines Landes, das sich zu den reichsten der Welt zählt, nicht würdig. Deshalb sind die Vertreter aller Glaubensrichtungen immer stärker gefordert: als Verteidiger einer gesellschaftspolitischen Grundordnung, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt.
Das Christentum generell und die katholische Kirche im Besonderen haben im Laufe der Jahrtausende gelernt, mit schwierigen Zeiten umzugehen. Krisen haben Priester und Gläubige meist noch enger zusammenrücken lassen. Auf Probleme, wie sie aktuell die Gegenwart bestimmen, hat sie oft richtige Antworten gefunden. Nicht zuletzt lassen die ungebrochene Popularität von Papst Franziskus und vieler von ihm bestellten Bischöfe, die sich wie der Heilige Vater selbst aktiv ins gesellschaftliche, politische und kulturelle Leben einbringen, auch Ostern 2019 zu einem Fest der Hoffnung werden. Frohe Ostern.

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