TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 2. Jänner 2018 von Peter Nindler – Strategischer Kuschelkurs

Innsbruck (OTS) Aus unterschiedlichen Positionen heraus schlagen heuer Landeshauptmann Günther Platter und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer Wahlen. Ihre neue politische Harmonie könnte da durchaus hilfreich sein.

Wie doch die Zeit vergeht: Noch vor Jahren verhielten sich Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) und Innsbrucks Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer (Für Innsbruck) politisch wie Hund und Katz’. Wer hätte gedacht, dass der heute geradezu demonstrative Kuschelkurs der zwei bekanntesten Tiroler Spitzenpolitiker je wieder möglich wäre.
2013 wollte Oppitz-Plörer den Landeshauptmann noch mit einer bürgerlichen Alternative vom Thron stoßen, 2018 schlagen sie in größter Harmonie fast zeitgleich Wahlen. Platter im Februar, Oppitz im April. Und der Stadtchefin ist es offenbar ohne größere Schrammen gelungen, ihr „Vorwärts-Impuls“-Desaster abzuschütteln und aus der Erinnerung zu löschen.
So unterschiedlich die politischen Herangehensweisen von Platter und Oppitz-Plörer auch sind: Beide sind mit ihren Regierungskoalitionen aus eingefahrenen Bahnen ausgebrochen. Oppitz stellte nach der Gemeinderatswahl 2012 anfangs der Stadt-ÖVP den Sessel vor die Türe und regierte mit Grünen und SPÖ. Vor zwei Jahren holte sie die Schwarzen wieder ins Boot, um ihre Investitionsfreude samt steigender Verschuldung wegen Patscherkofel und Co. auf eine noch breitere politische Basis zu stellen. Platter wollte seinerseits nicht mehr mit den Sozialdemokraten und arbeitet seit knapp fünf Jahren mit den Grünen zusammen.
Ob in der Stadt oder im Land: Bei den bevorstehenden Wahlen möchten die Freiheitlichen zugleich Stadt- und Landesregierung sprengen und sie mit einem kräftigen blauen Anstrich deutlich konservativer und vor allem mitte-rechts positionieren. Indem Oppitz jetzt mit vier Parteien regiert, hat sie die FPÖ unbewusst stark gemacht. Rudi Federspiel zieht seither als personifizierter Oppositions-Singel durch Innsbruck. Im Landtag war ihm ÖVP-Landtagspräsident Herwig van Staa hingegen politisch stets näher als die Opposition.
Unabhängig davon, dass sich nach den Urnengängen in Innsbruck und im Land eine politische Wende vollziehen könnte, geht es diesmal Oppitz-Plörer wie 2013 Platter. Während der Landeshauptmann und die ÖVP derzeit einen, wohl auch bundespolitisch bedingten, Aufwärtstrend verspüren, heißt es in Innsbruck „Alle gegen Oppitz“. Ihr Vorteil gegenüber Platter damals: Aus dem Land bzw. von der VP-Spitze muss sie keine Querschüsse befürchten, es herrscht schließlich Eintracht. Daraus lassen sich zweifellos weitsichtige strategische Überlegungen für den Kuschelkurs ableiten. Denn auch Platter kann gerne auf störende Zwischenrufe aus Innsbruck verzichten.

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