TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 19. Mai 2023 von Angela Dähling „Mutiger Vorstoß aus dem Zillertal“

Innsbruck (OTS) Papier ist geduldig und ein Strategieplan kein Gesetz. Dennoch ist die vor Beschluss stehende Absichtserklärung der Zillertaler Gemeinden, in der Widmungspolitik rigoros und einschränkend vorzupreschen, zu begrüßen.

Dauerstau auf der Straße. Massentourismus zu Schleuderpreisen. Bauen, als gäbe es kein Morgen. Es sind diese Bilder, die viele mit dem Zillertal verbinden. Ein Tal, das sich nie ganz von seinem Piefke-Saga-Image befreien konnte. Aber auch eines, das mit seiner einheitlichen Tracht nach außen Geschlossenheit demonstriert und für wirtschaftlichen Erfolg und Pioniergeist steht. Während Letzteres in puncto Wasserstoffzug nicht allein in Zillertaler Händen liegt, zeigen die 25 Bürgermeister des Tales Mut und Pioniergeist nun dort, wo ihnen keiner von außen reinreden kann: beim Zillertaler Strategieplan. Freilich nur ein Orientierungspapier und kein Gesetz. So wie auch der Zillertaler Planungsverband nur ein beratendes Gremium und keine Behörde ist. Mit dem durchsetzungskräftigen und wortgewaltigen Rieder Bürgermeister Hansjörg Jäger an der Spitze gelang es dem Verband jedoch immer wieder, kräftige Zeichen zu setzen, während andere Planungsverbände in der Versenkung ver­schwanden. Eine Richtlinie, die mit dem neuen Zillertaler Strategieplan den Gemeinderäten des Tales vorgegeben wird, hat es in sich: Bei Neuwidmungen von Freiland ab 1000 m² für Wohngebiete sollen nur mehr Talbewohner zum Zug kommen. Egal ob’s um leistbares Wohnen oder um frei am Markt verkäufliche Flächen geht. Mutig! Die Vertragsraumordnung mache das alles möglich, betont Jäger, der hier keine juristischen Probleme sieht. Denn niemand habe ein Recht auf Widmung. Man darf gespannt sein, welche Gemeinden im Zillertal am Ende hier wirklich die gewünschte Konsequenz an den Tag legen. Ob sich Schlupflöcher auftun oder ob bereits gewidmetes und seit Jahren gehortetes Bauland durch die massiven Einschränkungen bei Neuwidmungen mobilisiert wird. Davon ist nämlich reichlich da, auch für Nicht-Zillertaler. Apropos: Groß gedacht, aber im Kleinen schwer umsetzbar wird die Raumordnungs-Strategie im vorderen Zillertal werden, wo etwa ein Wiesinger nicht ins neu gewidmete Wohngebiet im Nachbarort Strass ziehen dürfte. Was den Tourismus betrifft, wird übrigens weiterhin eine „qualitäts- und innovationsorientierte Entwicklung der talweiten Beherbergungsbetriebe“ unterstützt. Diverse Beschränkungen sieht der neue Strategieplan zwar auch für den Tourismus vor. Das war schon beim alten so. Über 2000 neue Gästebetten vorwiegend ausländischer Investoren habe man in den letzten zehn Jahren verhindern können, betont Jäger. Dennoch wurden die Hotels immer größer und der Verkehr immer mehr. Für Letzteren eine zweite Talstraße zu fordern, wie manche Zillertaler es tun, ähnelt einer Strategie, die seit 40 Jahren veraltet ist.

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