TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel vom 19 .Januar 2021 von Peter Nindler „Vitamin „B“ wird geimpft“

Innsbruck (OTS) Corona-Schutzimpfungen sind der große Hoffnungsschimmer, um der Normalität einen Schritt näher zu kommen. Doch die Politik ist offensichtlich nicht in der Lage, ihren Impfplan einzuhalten und für eine transparente Vorgangsweise zu sorgen.

Da ist die türkis-grüne Bundesregierung nicht einmal in der Lage, die seit zwei Monaten groß angekündigten Gratis-FFP2-Masken rechtzeitig an die über 65-Jährigen zu verteilen, da drängen sich schon die „Risiko“-Bürgermeister bei der Impfung vor. Und was nützt der von der schwarz-grünen Tiroler Landesregierung in der Vorwoche aufgestellte Impfplan mit drei Phasen, wenn er willkürlich interpretiert wird? Schon seit Impfbeginn wissen selbst die Laien, dass aus den gelieferten BioNTech/Pfizer-Impfdosen mehr als fünf Impfungen herausgehen. Offensichtlich wird in Tirol ebenfalls nach der marktschreierischen Devise „Wer hat noch nicht, will noch mal?“ vorgegangen. Impfplan hin oder her: Die Politik ist gerade dabei, noch mehr Vertrauen in der Bevölkerung zu verspielen.
Die Rechtfertigungen, warum gerade Bauhofmitarbeiter, Politiker mit ihren Ehefrauen oder ehrenamtliche Funktionäre geimpft wurden, mögen für diejenigen plausibel sein, die damit herumschwadronieren. Für den Rest sicher nicht. Wer wie die Politik von der Bevölkerung mit dem erst am Sonntag verlängerten Lockdown Solidarität einfordert, muss sie nachvollziehbar machen. Vor allem bei der Impfung: Besonders gefährdete Menschen sind vorrangig vor schweren Erkrankungen zu schützen, und zugleich ist ein Kollaps in den Spitälern zu verhindern.
Deshalb geht es um eine klar definierte Abfolge beim Impfplan: Zuerst kommen die Bewohner und Mitarbeiter in den Alten- und Pflegeheimen dran, das medizinische Personal in den Corona-Stationen in den Spitälern, Ärzte und Pflegepersonal, Risikogruppen mit Vorerkrankungen und die über 80-Jährigen. Sie sind zu impfen, da kann kein Impfstoff übrig bleiben. Wird nicht Vitamin „B“ dazugespritzt, bleibt Missmanagement in der Bestellung des Impfstoffs zurück.
Im Zeitalter der Digitalisierung darf es auch keine logistischen Ausreden geben, wieso die „Restln“ rasch verimpft werden müssen und zufällig die Wahl auf einen Bürgermeister fällt. Über die Gemeinde-und Altenheimgrenzen hinaus benötigt es vielmehr eine gute Vernetzung und transparente Impflisten. „Tirol haltet zsamm“ ist seit Ausbruch der Corona-Krise der gebetsmühlenartige Appell von Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Doch offenbar halten wieder die Gleicheren unter den Gleichen zusammen. Wie meistens.
Mit dem politischen „Show-Impfen“ hat es begonnen, jetzt impft die Freunderlwirtschaft mit. Diese Nebenwirkung hat die Politik selbst zu verantworten und sie deshalb rasch abzustellen.

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