Tiroler Tageszeitung, Leitartikel vom 19. Jänner 2023. Von Peter Nindler: „Die Straße lacht den Brennertunnel aus“.

Innsbruck (OTS) In Bayern fällt die notwendige Zulaufstrecke widersprüchlichen Interessengeflechten von Bürgerinitiativen und Politik zum Opfer. Die Güterverlagerung auf die Bahn bleibt auf der Strecke und der Straßengüterverkehr der ewige Sieger.

Es ist schon eine vertrackte Geschichte: Der unerlässliche Bahnausbau in Bayern, um nach Inbetriebnahme des Brennerbasistunnels 2032 ein drohendes Nadelöhr auf der „Transit“-Schiene zu verhindern, hat sich schon seit Jahren in einem widersprüchlichen Interessengeflecht verheddert. Und dadurch unendlich verzögert. Zwischen Deutscher Bahn und den betroffenen Anrainern gibt es nach wie vor keinen Konsens über die festgelegten Trassen. Weil Bürgerinitiativen die Neubaustrecke ablehnen und sogar eine Klage vorbereiten. Zuspitzend kommt jetzt noch verstärkt die Politik ins Spiel, rückt doch die Landtagswahl in Bayern am 8. Oktober immer näher.
Die regierende CSU und ihr Koalitionspartner, die Freien Wähler, stellen sich verständlicherweise an die Seite der aufbegehrenden Landkreise und Bürger. Somit gegen die Deutsche Bahn und politisch opportun gegen die Ampelkoalition in Berlin. Dass die neue Bahninfrastruktur ohne große Tunnellösungen und Unterflurtrassen keine Begeisterungsstürme auslösen wird, war allerdings von Anfang an klar. Deshalb wurde bereits 2012 auf Drängen Österreichs vorausschauend eine Vereinbarung mit dem deutschen Verkehrsministerium abgeschlossen. Auf Basis abgestimmter Planungen sollte die Strecke München-Rosenheim-Kufstein/Radfeld „rechtzeitig und bedarfsgerecht“ umgesetzt werden.
Davon ist die Deutsche Bahn meilenweit entfernt, schließlich fordert die bayerische Staatsregierung weitere Untersuchungen und Bedarfsprüfungen. So viel zu der in Bayern viel beschworenen Verlagerungspolitik von der Straße auf die Schiene. Vielmehr geht in Deutschland nichts weiter: Die Doppelstrategie, auf Tirol zu schimpfen und Klagen gegen Lkw-Fahrverbote bzw. Blockabfertigungen zu verlangen, ist gescheitert. Weil unsere Nachbarn im Gegensatz zu Tirol keine Alternativen anbieten können. Basistunnel und Zulaufstrecke im Tiroler Unterinntal sollen bis 2032 bzw. 2034 fertig gestellt sein. In Bayern dürfte die Zulaufstrecke bis 2050 wohl ein Wunschtraum bleiben.
Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen klebt dort der Güterverkehr weiter auf der Straße. 81 Prozent der Tonnage werden mit dem Lkw transportiert, von den grenzüberschreitenden Auswirkungen ist Tirol massiv betroffen. Ohne kapazitätsfähigen Brenner-Nordzulauf wird sich das in Zukunft nicht ändern. Das Nadelöhr in Bayern würde den Nutzen des zehn Milliarden teuren Brennerbasistunnels samt Verlagerung abrupt bremsen.
Mit den Zulaufstrecken steht und fällt aber auf der Brennerachse eine zukunftsorientierte Verkehrspolitik im internationalen Güterverkehr. Derzeit fällt sie leider.

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