Tiroler Tageszeitung „Leitartikel“ vom 17.11.17 von Ivona Jelcic „Verdonnert zum Dornröschenschlaf“

Innsbruck (OTS) Wenn die Politik sich nach dem Bau des neuen Zentraldepots nicht endlich auch zu einer Modernisierung von Zeughaus und Ferdinandeum entschließt, werden die Tiroler Landesmuseen immer weiter an Attraktivität und Besuchern verlieren.

Vor gut zwei Monaten wurde das Sammlungs- und Forschungszentrum (SFZ) der Tiroler Landesmuseen feierlich in Betrieb genommen. Im neuen Zentraldepot kann unter modernen Bedingungen gelagert und gearbeitet werden. Der internationale Trend ging in Sachen Depots zuletzt freilich in eine andere Richtung: Magazine wurden geöffnet, Schaudepots eingerichtet. Hierzulande ging man einen anderen Weg. Man möchte fast sagen: zum Glück. Denn so schleppend, wie an einer Attraktivierung von Ferdinandeum und Zeughaus gearbeitet wird, muss man eigentlich froh sein, dass nicht auch noch ein Schaudepot ihnen Besucher abzieht. Die Zukunft der Museen, für die der Bau des SFZ zweifellos stehen sollte, kann erst beginnen, wenn die nächsten, logischen Schritte gesetzt werden. Denn letztlich herrscht ja dort Handlungsbedarf, wo die Menschen ins Museum kommen (können). Doch die Realität sieht anders aus. Der geplante Zeughaus-Umbau bis 2019:
abgesagt. Neuaufstellung des Ferdinandeum: mit 2023 in weite Ferne gerückt. Da lassen sich auch politische Entscheidungen bequem aufschieben.
Im Museumsverein wächst unterdessen die Unruhe. Landesmuseen-Geschäftsführer Wolfgang Meighörner bleibt wiederum nichts anderes übrig, als betreten darauf zu verweisen, dass man an Konzepten arbeite. Was immer absurder klingt, denn Konzepte wurden schon sonder Zahl erstellt, bezahlt und in unsichtbaren Schubladen abgelegt.
Ein vermurkster Ferdinandeums-Umbau vom Beginn der 2000er-Jahre, für den heute niemand mehr die Verantwortung übernehmen will, ist die eine Sache. Der Handlungsbedarf, der jetzt, gerade nach der SFZ-Eröffnung, besteht, ist eine andere. Doch ob es vom Land noch vor den Wahlen 2018 finanzielle Zusagen, geschweige denn Beschlüsse geben wird, ist langsam fraglich. Auf der Rechnung steht ja auch schon einiges: SFZ und Tirol Panorama zusammengenommen, sind im letzten Jahrzehnt rund 47 Mio. Euro in die Landesmuseen investiert worden. Ferdinandeum und Zeughaus hängen derweil in der Warteschleife fest und scheinen im Land keine Lobby zu haben. Kommt hinzu, dass die Grünen, die einst scharfe oppositionelle Kritik auch an der schwarzen Museumspolitik geübt hatten, das Thema Kulturpolitik mit Eintritt in die Regierungsverantwortung an den Nagel gehängt haben. Kultur ist offenbar nicht wichtig genug, um sich dafür den Groll des mächtigen Koalitionspartners zuzuziehen. Sogar entgegen höherer Vernunft, die bei den Museen dringend anzuwenden wäre.

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