TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 16. Mai 2023 von Anita Heubacher „Das Ende eines Statussymbols naht“

Innsbruck (OTS) Größer, schwerer, breiter – das war für Autobauer und -fans das Um und Auf. Inzwischen verbinden immer mehr Konsumenten das Auto nicht mit Freiheit, sondern mit Stau. Wir werden teilen, um flüssiger fahren zu können.

In Tirol findet nächste Woche eine internationale Konferenz zu Mobilität, Energie und Digitalisierung statt. Der Austragungsort ist gut gewählt, schließlich ist Tirol ein verkehrsgeplagtes Land. Sehr lange hat sich die Landespolitik mit dem Lkw-Transitverkehr beschäftigt, zuerst halbherzig, weil man die heimischen Unternehmer und die Wirtschaft schonen wollte, dann intensiver, weil der Unmut in der Bevölkerung größer wurde. Verkehr wurde sichtbar zur Belas­tung. Die Fahrt an den geliebten Gardasee geriet ins Stocken, an Wochenende können ganze Talschaften ihr Auto stehen lassen, weil eine Blechlawine das Fortkommen verhindert.
Tirols Verkehrsadern sind verstopft. Immer mehr Konsumenten verbinden das Auto nicht mit Freiheit, sondern mit Stau.
Unabhängig davon, wie Autos in Zukunft angetrieben werden, welche Technologie sich durchsetzen wird, die Verkehrsadern können noch so viele Bypässe bekommen, noch mehr Straßen wird man hoffentlich nicht bauen wollen. In den Städten haben wir bereits genug Fläche geopfert, um sicherzustellen, dass Autos das tun können, was sie zu 90 Prozent tun, nämlich herumstehen und parken. Tirols bebaubare Flächen sind stark begrenzt und trotzdem hat man einen Gutteil davon Verkehrswegen geopfert. Wer überall hinbauen lässt und für Verhüttelung sorgt, muss auch überallhin eine Straße betonieren. Die verkorkste Raumordnungspolitik führt dazu, dass viel Grün versiegelt wird und die, die verstreut am Land wohnen, auf das Auto angewiesen sind.
Trotz aller Unwegsamkeiten wird man Mobilität neu denken müssen. In der Stadt und auf dem Land. In beiden Fällen wird uns die Digitalisierung helfen und ein Umdenken: weg vom Besitz, dafür Verkehr teilen, Verkehr vermeiden und Verkehr verlagern aufs Rad und auf die Schiene. Autos zu teilen, wird durch die Digitalisierung leichter, weil wir leichter sammeln können, wer gerade Bedarf an Mobilität hat. Anstatt jeden einzeln von A nach B zu befördern, werden Routen gebündelt und mehrere Kunden in einem Auto transportiert. Fahren on demand, also auf Abruf.
Wie in so vielen Lebensbereichen wird auch hier der Markt die Politik überholen. Die wird sich, je knapper Wahlen anstehen, weiterhin dorthin orientieren, wo sie glaubt, ihre Klientel am besten abzuholen, und sich damit weiter abschaffen. Derweil hoffen die, für die das Auto ein Statussymbol von gestern ist, dass die App die Organisation der Fahrten übernimmt und die Künstliche Intelligenz das Fahren, damit man nur noch einsteigen muss.

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