TIROLER TAGESZEITUNG: Leitartikel vom 14. März 2017 von Max Strozzi – Schwer durchschaubares Kartenspiel

Innsbruck (OTS) Österreichs Kartelljäger wollen die Skikartenpreise in den heimischen Großskigebieten genauer unter die Lupe nehmen. Angesichts von Preisschüben und zunehmenden Fusionen zu Kartenverbünden wird es Zeit, sich damit zu beschäftigen.

Die Schallmauer von 50 Euro für ein Erwachsenen-Tagesticket ist seit einigen Jahren in heimischen Großskigebieten durchbrochen. Dass Skifahren in Österreich zu einem immer teureren Spaß geworden ist, führt alljährlich auch der Vergleich der Tagesskikarten durch die VKI-Konsumentenschützer vor Augen. Bereits 2014 stellten die VKI-Tester fest, dass die Preise für Tagesskipässe innerhalb von zehn Jahren deutlich stärker zugelegt hatten als die Inflationsrate. So wurden Skikarten von 2004/2005 bis 2014/2015 durchschnittlich um 37,7 % teurer, Sechstageskarten um 40 %. Die Inflationsrate lag im selben Zeitraum lediglich bei 23 %. Liftbetreiber rechtfertigen die Preisschübe mit hohen Investitionen und einem höheren Baupreisindex. Doch reicht das als Erklärung? Wirtschaftsforscher von Wifo und Uni Wien hatten bereits 2014 so ihre Zweifel.
Denn das Jahr 2004 markiert mit der Fusion zum Salzburger Kartenverbund Ski amadé auch jenen Zeitpunkt, von dem an Skigebiete praktisch freie Hand erhielten, sich zu Kartenverbünden zusammenzuspannen. Im Fall von Ski amadé wurde der Rechtsweg abgebrochen, man einigte sich außergerichtlich. Bedingung:
Tageskartenpreise zwischen den Skigebieten im Verbund sollten dem Wettbewerb unterliegen. Skigebiete, die kooperieren, sollen also gleichzeitig bei Tageskarten konkurrieren – wie soll das denn funktionieren?
Die Salzburger Skischaukel gilt als Präzedenzfall. Schon damals orteten die Wettbewerbshüter ein „Vereinbarungskartell in der Ausprägung eines Absichtskartells“. Solche Vereinbarungen dienen dazu, den Wettbewerb auszuhebeln, die Preisschraube dreht sich dann fast von alleine. Trotzdem ließ man bei den Auflagen Gnade walten. Inzwischen ist mindestens jedes zweite Skigebiet in Österreich Teil eines Kartenverbundes. Und es geht nicht nur um Tagestickets, die bei Skischaukeln laut Wifo um bis zu 18 % teurer sind als in freien Skigebieten. Auch bei Mehrtageskarten wird der Wettbewerb ausgehöhlt, wie das Institut bemerkte. Selbst innerhalb des Verbundes fürchten Skigebiete, unter die Räder zu kommen, wie das Lienzer Skigebiet Hochstein zu spüren bekam. TVB und Skiclub monierten den dortigen Kartenverbund als „Kartell, in dem (Liftkaiser, Anm.) Heinz Schultz die Preise diktiert“, und regen einen Austritt an.
Es geht nicht darum, Kartenverbünde zu verbieten. Sondern darum, deren möglichen Nutzen und möglichen Schaden aufgrund des Wegfalls des Wettbewerbs zu analysieren. Zwölf Jahre nach dem Fall Ski amadé lohnt es sich, das System genauer zu prüfen.

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