TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ vom 14. Februar 2023 von Anita Heubacher „Kein U-Ausschuss, aber Aufarbeitung“

Innsbruck (OTS) Es ist schon klar, dass die, die die Mehrheitsmeinung vertraten, am liebsten gar nicht mehr über Corona reden wollen. Eine wissenschaftliche Aufarbeitung ist aber nötig, um gerüstet zu sein. Ein U-Ausschuss kann das wohl nicht leisten.

Aus Sicht der Freiheitlichen ist die Forderung nach einem Corona-U-Ausschuss klar. Nachdem die größte Oppositions-Partei, die SPÖ, meinte, sie müsse noch strengere Corona-Maßnahmen erfinden als die Regierungsparteien und ohne Not bei der Impfpflicht mitstimmen, profitierten vor allem die Blauen. Wenn man die Maßnahmen kritisch hinterfragte, fand man sich bei der FPÖ und später vielleicht bei der MFG wieder, auch wenn vielen Maßnahmen-Kritikern das eigentlich zuwider war. Viele Beobachter konnten die Maßnahmen-Kritik schon deshalb nicht annehmen, weil sie von rechts kam. Zum Niederbügeln anderer Meinungen und damit zur Spaltung der Gesellschaft trug dies ebenso bei wie zum Wahlerfolg der Blauen in Tirol und Niederösterreich. Indessen ist die FPÖ, befeuert durch eine für sie günstige Themenlage, Stichwort Teuerung und Migration, in Umfragen zur bundesweit stärksten Partei aufgestiegen.
Auf dieser Welle wollen die Blauen weiterreiten und deshalb einen U-Ausschuss. Der droht allerdings in eine Polit-Show auszuarten. Denn dass das türkis-grüne Corona-Management Fehler gemacht hat, räumen jetzt sogar Regierungsmitglieder selbst ein. Die teilweise horrende Überförderung durch die Cofag, die Covid-Finanzierungsagentur, hat der Rechnungshof bereits festgestellt. Die Beschaffung von Masken, Tests, Laborkapazitäten und Schutzanzügen sollen Institutionen außerhalb der Politik überprüfen. Dort ist die Kontrolle in dem Fall besser aufgehoben.
Was es unbedingt bräuchte, wäre eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Corona-Maßnahmen, um für die nächste Pandemie besser gerüstet zu sein. Was haben die Lockdowns in Österreich tatsächlich gebracht? Um wie viel besser ist Österreich damit gefahren als die Schweiz oder Schweden? Was hat das Maskentragen gebracht (beim Skifahren ganz sicher nichts)? Um wie viel konnte der Testweltmeister Österreich die Infektionen eindämmen, weil um 1,4 Milliarden Euro Tests gekauft wurden? All diese Fragen wurden bis dato mit oberflächlichen Antworten bedacht, valide Zahlen blieben aus. Ein Lehre aus der Pandemie müsste wohl sein, dass man sie zu wenig interdisziplinär, aber dafür umso intensiver durch das Mikroskop betrachtet hat.
Um den Spalt in der Gesellschaft zu kitten, tut eine wissenschaftliche Aufbereitung not. Die dürfen allerdings auf keinen Fall die übernehmen, die das Management betrieben oder davon profitiert haben. Die Gecko, die Gesamtstaatliche Covid-Krisenkoordination, um ein Beispiel zu nennen, scheidet schon mal aus.

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