TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Montag, 10. August 2020, von Gabriele Starck: „Schulschließung ist keine Option mehr“

Innsbruck (OTS) Das Coronavirus ist weiterhin da, dennoch ist Präsenzunterricht für alle unentbehrlich. Schule muss sein – für die Bildung der jungen Generation, von der die Zukunft eines Land abhängt, aber auch fürs soziale Miteinander.

Vier bzw. fünf Wochen Ferien sind es noch – und dann? Die anhaltende Diskussion, ob im September wegen SARS-CoV-2 zum Regelunterricht zurückgekehrt werden soll, ist nicht nur ermüdend, sondern überflüssig. Denn es gibt keine Alternative: Schule muss sein – schon weil dieser Begriff mehr beinhaltet als nur das Lernen. Schule heißt genauso, soziale Kontakte zu Gleichaltrigen zu haben und sich mit ihnen über Sorgen, aber auch Erfreuliches auszutauschen. Schule heißt vor allem aber Präsenzunterricht. Und das bedeutet das gemeinsame Erarbeiten des Lernstoffs in einer Gruppe unter Anleitung einer Lehrperson. So ist es möglich, unmittelbar einzuschätzen, inwieweit die Schüler der Materie folgen können. Schon Mimik und Körpersprache verraten, was noch einmal erklärt bzw. wer zu mehr Aufmerksamkeit angestupst werden muss. Die (Nicht-)Reaktionen sagen oft mehr aus als eine Prüfung, die das Nicht-Verstandenhaben erst offenlegt, wenn es eigentlich schon zu spät ist.
Den Kritikern einer Schulöffnung im Herbst aber muss man vorwerfen, nicht verstehen zu wollen. Es geht nicht darum, das Virus zu ignorieren. Vielmehr ist unerklärlich, warum um die Schulöffnungen ein derartiges Theater gemacht wird, wo doch längst die Wirtschaft hochgefahren ist, die Gastronomie Gäste bewirten darf, die Urlauber in die Sommerfrische ins Ausland fahren oder die Kinos wieder geöffnet haben. Alles sehr wohl mit Vorsichtsmaßnahmen, aber nie ist davon die Rede, dass all das gar nicht oder nur jeden zweiten Tag möglich ist, wie das beim Schulbesuch vor den Ferien der Fall war. Man darf das Infektionsrisiko nicht unterschätzen, warnen Mediziner, und sie haben einen Grund dafür: Sie kennen das Ausmaß des Risikos nicht. Nach wie vor ist nicht geklärt, inwieweit der Schulbetrieb zur Verbreitung des Virus beiträgt – einfach weil es keinen Regelschulbetrieb gab. Auch bei der generellen Ladenöffnung war die Auswirkung auf die Infektionskurve nicht absehbar, man wäre aber nie auf die Idee gekommen, nicht zu öffnen. Genauso pragmatisch muss mit den Schulen im Herbst verfahren werden: der tägliche Schulbesuch aller unter konsequenter Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen und einer schnellen Reaktion dort, wo es nötig wird.
Die Öffnung der Schulen ist ein gesellschaftspolitisches Muss. Eltern können Schule nicht ersetzen. Von der Bildung der jungen Generation aber hängt deren Zukunft ab. Sie entscheidet mit über Wohlstand, Gesundheit und sozialen Frieden in einem Land. Der Zugang zu Bildung muss deshalb immer offen sein.

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