TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Man darf auch für die Impfpflicht sein“, Ausgabe vom 31. August 2021 von Peter Nindler.

Innsbruck (OTS) Für die Corona-Schutzimpfung benötigt es keinen Heiligenschein, trotz geringer Risiken sprechen schließlich alle Fakten dafür. Die Nebenwirkungen ohne Impfung sind bisweilen dramatisch größer, weshalb eine Impfpflicht kein Sakrileg wäre.

Die Regierenden hätten zu akzeptieren, dass sich 30 Prozent der Bevölkerung nicht impfen lassen wollen: Impfkritiker und FPÖ-Nationalrat Gerald Hauser lässt beinahe keinen Tag aus, um undifferenziert gegen die Impfung zu polemisieren. Befeuert von einer noch zu geringen Durchimpfungsrate. Mit 58,2 Prozent tritt Österreich derzeit auf der Stelle, jedes weitere Prozent ist mühsam.
Da können Experten und die mit den teils dramatischen medizinischen Corona-Folgen konfrontierten Intensivmediziner in den heimischen Spitälern noch so sehr für eine Immunisierung plädieren, sie dringen nicht mehr durch. Politik und anerkannte Autoritäten sind offenbar mit ihrem Latein am Ende. Niederschwelliger impfen als im Stephansdom, ohne Anmeldung, im Impfbus oder an der Supermarktkasse geht nicht mehr.
Nur, was verschweigt uns der vereinfachende Osttiroler FPÖ-Politiker geflissentlich? Dass die meisten Patienten auf Intensivstationen ungeimpft sind, dass sie sehr lange intensivmedizinisch betreut und deshalb in Kärnten bereits wieder die ersten Operationen verschoben werden müssen. Bei der Impfung geht es in erster Linie um einen persönlichen Schutz vor schweren Verläufen. Aus diesem Grund werden die Geimpften nicht müde, Unentschlossene und Impfgegner vom Sinn der zwei Stiche zu überzeugen. Da benötigt es keine Dramatik, sondern lediglich einen Verweis auf die täglichen Realitäten.
Natürlich kann die Impfung Nebenwirkungen auslösen, sind Ansteckungen, Impfdurchbrüche wie auch Todesfälle leider nach wie vor möglich und wird uns die Pandemie noch weiter begleiten. Trotzdem versuchen Geimpfte schon längst mit dem Virus zu leben, doch die oft bewusste Polarisierung durch Impfgegner macht das nicht so einfach. Vor allem dann nicht, wenn die Belastungen in den Spitälern größer werden und im Herbst möglicherweise wieder Einschränkungen drohen. Was nützen da Warnungen vor einer Pandemie der Ungeimpften? Sie trifft alle.
Deswegen darf man auch laut über eine Impfpflicht nachdenken und sie selbstverständlich befürworten. Ja, es handelt sich unzweifelhaft um einen Eingriff in die körperliche Integrität. Aber mit Verlaub, Herr Hauser: Als seit zwei Jahrzehnten vom Steuerzahler 14-mal im Jahr fürstlich entlohnter Vollzeitpolitiker müssen Sie sich trotz Corona keine finanziellen Sorgen machen. Viele Menschen leiden hingegen wirtschaftlich, körperlich und seelisch nach 18 Monaten Pandemie, haben ihren Job verloren und sehnen sich nach Normalität. Die Regierenden haben in dieser Zeit sicher Fehler gemacht, aber nicht alles falsch.
Jeder Intensiv-Patient und jeder wegen Corona verlorene Arbeitsplatz begründen deshalb eine Impfpflicht.

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