TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Freitag, 7. Juli 2017, von Anita Heubacher: „Die ÖVP hat die Qual der Wahl“

Innsbruck (OTS) - Nach vier Jahren Schwarz-Grün sitzt die ÖVP so fest im Sattel, dass die größte Herausforderung für die Partei wohl sein dürfte, die eigenen Wähler zu mobilisieren. Koalitionspartner gibt es genug. Zu unterschiedlichen Preisen.

2013 waren die Grünen für die ÖVP ein attraktiver Koalitionspartner. Kurz vor den Landtagswahlen hatte die SPÖ wegen der Agrarfrage einen Koalitionsbruch begangen und sich damit verkalkuliert. Die Roten flogen aus der Regierung. Die Grünen waren eine verlockende Alternative. ÖVP-Parteichef Günther Platter musste sein Regierungsteam nicht tauschen, die Grünen lieferten den Frauenanteil und den Neuheitswert und die urbane Ökopartei brachte der in den Städten schwächelnden ÖVP den modernen Anstrich.
Heute, vier Jahre später, ist die ÖVP türkis, will eine Bewegung sein und die Grünen sind, laut deren Urgestein Peter Pilz, eine Altpartei.
Wie gut die Grünen von Tirol aus zu führen sind, haben die letzten Wochen gezeigt. Beruhigung ist keine eingekehrt. Grünen-Chefin Ingrid Felipe bröselt die Partei unter ihrem Vorsitz weg. Noch dazu bringt die Doppelfunktion, Bundesparteichefin und Landeshauptmannstellvertreterin, ein Glaubwürdigkeitsproblem. Während die Ökopartei die Moralkeule schwingt, wenn jemand auch nur ein Argument der Blauen für diskutabel hält, sitzt sie in Tirol seelenruhig neben der ÖVP, deren neuer glanzvoller Obmann, Sebastian Kurz, in der Flüchtlingsfrage den Freiheitlichen den Rang abläuft. Für die ÖVP ist die Ausgangslage für die nächste Landtagswahl im Februar komfortabel. Die Grünen wollen weiterregieren, die FPÖ und die SPÖ von der Opposition auf die Regierungsbank wechseln. ÖVP-Spitzenkandidat im Land ist unangefochten Günther Platter. Ob türkis oder schwarz, Platter zieht. Kronprinzen gibt es keinen. Sehr entscheidend für alle Parteien wird sein, wie die Nationalratswahlen im Herbst ausgehen. Sie bringen entweder Rückenwind für die Landesorganisationen oder lähmen sie. Zwar will Platter, der Erfinder von Schwarz-Grün, die Koalition verlängern, in der ÖVP mehren sich allerdings die Bedenken, ob sich das rechnerisch aufgrund der Abwärtsspirale bei den Grünen noch ausgehen wird. Mindestens das Ergebnis der letzten Wahl müsse Schwarz-Grün einfahren, sonst werde es schwierig für Platter, gegenüber Wirtschaft und Bauernbund die Farbkonstellation zu rechtfertigen, heißt es in der Partei.
Nach vier Jahren Schwarz-Grün sitzt die ÖVP so fest im Sattel, dass die größte Herausforderung für
die Parteispitze wohl sein dürfte, ihre
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