TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Freitag, 19. Februar 2021, von Anita Heubacher: „Mit Nasenbohren zur Normalität“

Innsbruck (OTS) Wenn die österreichische Bundesregierung darauf setzt, massenhaft Gesunde zu testen, dann soll sie ihre Idee zu Ende denken. Wenn Nasenbohrer-Tests für die Sicherheit der Kinder reichen, dann reichen sie für alle Lebenslagen.

Österreich bezeichnet sich gerne als Weltmeister. Wenn es auch beim Fußball nicht klappt, beim Corona-Testen spielen wir ganz vorne mit. Anders als Deutschland oder die Schweiz, wo Corona-Verdachtsfälle, also Menschen mit Symptomen, zum Arzt gehen und sich testen lassen, hat Österreich schon länger den Hang, Gesunde zu testen, um präsymptomatische Patienten zu finden. Den Anfang machten Tourismusmitarbeiter, dann sollte es im Dezember in österreichweiten Massentestungen die Gesamtbevölkerung sein. Derzeit setzt man Antigen-Schnelltests für Friseurwillige, Skifahrer oder „Nasenbohrer-Tests“ für Schüler ein. Freitesten, Reintesten, Hauptsache testen. Von Mitte November bis Mitte Februar hat Deutschland 6,1 Millionen Tests durchgeführt, Österreich 7,6 Millionen bei einem Zehntel der Einwohner. Deutschland sequenziert fünf Prozent aller Proben, Österreich ein Viertel. Die türkis-grüne Teststrategie wirkt sich sowohl auf die Inzidenzzahlen als auch auf das Entdecken von Mutationsvarianten aus.
Die österreichischen Steuerzahler sind bereit, sich die Teststrategie richtig viel Geld kosten zu lassen, denn so viel ist hoffentlich klar, „gratis“ ist bei den Massentestungen gar nichts. Nach einem Jahr Pandemie und ruinösen Lockdown-Kosten nimmt man vieles in Kauf, um einen Hauch von Normalität genießen zu können. Folgt man also der türkis-grünen Logik und stimmt zu, dass Testen uns ein Maß an Sicherheit bringt, dann sollte man diese Strategie zu Ende denken. Wenn für das Kostbarste, nämlich für unsere Kinder, ein „Nasenbohrer-Test“ ausreichend Sicherheit bietet, um stundenlang in einer Klasse sitzen zu können, dann muss ebendieser Test mindestens ausreichen, um unter Einhaltung von Sicherheitskonzepten zum Wirt, zum Sport oder ins Konzert zu gehen. Dann muss der Test für alle Lebenslagen Gültigkeit haben. Es ist dann die Entscheidung eines jeden Einzelnen, mit wie vielen Getesteten er sich aus wie vielen Haushalten trifft. Dazu braucht es weder den Gesundheits- noch den Innenminister und auch keine Regierungsspitze.
Wenn wir Millionen für Tests ausgeben, dann sollte man den Test auch richtig ausnützen dürfen. Zeitliche Begrenzung ja, das ist annährend logisch, aber Anwendungsgebiete? Die Bundesregierung hat mit ihrer Teststrategie die Büchse der Pandora geöffnet. Wenn jetzt eine Branche nach der anderen Forderungen stellt, ist das nur logisch. Sicherheitskonzepte gibt es genug.

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