TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Familienpolitik zum Heulen“, Ausgabe vom 8. Juli 2021 von Manfred Mitterwachauer.

Innsbruck (OTS) Seit Jahren pfeift die Tiroler Kinder- und Jugendanwaltschaft in Tirol personell aus dem letzten Loch. Ein erneuter Hilferuf wird von Schwarz-Grün aber mit dem Stempel „nicht dringlich“ quittiert. Stattdessen tanzt man lieber mit dem Wolf.

Es ist ein Signal zum Fremdschämen, welches die schwarz-grüne Koalition gestern in Sachen Familienpolitik im Landtag abgesetzt hat. Und es ist ein Schlag ins Gesicht der hiesigen Kinder- und Jugendanwaltschaft. Die geforderte personelle Aufstockung der – auch bereits vor Corona – so wichtigen Hilfs- und Beratungsstelle ist für die beiden Regierungsfraktionen nicht dringlich. Der Wolf umso mehr. Mit ihrem Schreiben an alle Landtagsabgeordneten ist Kinder- und Jugendanwältin Elisabeth Harasser im Mai der Kragen geplatzt. Seit Jahren geht sie landhausintern regelmäßig um eine personelle Aufstockung betteln. Zu den seit Gründung der Anwaltschaft – Tirol hatte sich nach langem Widerstand erst 1995 als letztes Bundesland dazu durchringen können – bestehenden zwei Fach-Planstellen kam erst 2010 im Zuge der Heimopfer-Aufarbeitung eine „Vertrauensperson“ als Teilzeitkraft hinzu. Dass damit über 4800 Kontaktaufnahmen pro Jahr (2019) längst nicht mehr zu stemmen sind, liegt auf der Hand. Nahezu alle Bundesländer sind Tirol hier um Längen voraus.
Heranwachsende zählen ob der massiven Einschnitte im Schulbetrieb, der über Monate aufgezwungenen sozialen Isolation und so manch beraubter Zukunftschance zweifelsohne zu den besonders leidtragenden Gruppen dieser Pandemie. Der Mangel an Plätzen für eine Psychotherapie ist nicht erst seit Corona chronisch, die Kinder- und Jugendanwaltschaft wäre und ist umso stärker gefragt.
Doch der oberste Personalreferent im Landhaus, LH Günther Platter (VP), will sich nicht drängen lassen. Weder auf Zuruf der Opposition – FPÖ und Liste Fritz brachten die zwei abgelehnten Dringlichkeitsanträge ein – und schon gar nicht von Harasser, einer Landes-Angestellten. Die Grünen (immerhin für die Anwaltschaft ressortzuständig) schauen hilflos zu – ihnen fehlen Kraft und Mut, dagegen aufzumucken. Die Verweise von ÖVP und Grünen, dass bereits an Lösungen gebastelt werde, untermauern erst recht die „Dringlichkeit“ des Problems und entlarven damit einzig das politische Motiv.
Was also der für 130.000 Kinder und Jugendliche zuständigen Anwaltschaft vorerst weiter verwehrt bleibt, ist zur Abwehr des aktuellen „Staatsfeindes Nummer eins“, des Wolfs, nur recht und billig. Da werden über Nacht neue Gremien geboren und 350.000 Euro für (hinterfragenswerte) Herdenschutzmaßnahmen – koalitionär paktiert – dem Landtag als Dringlichkeitsantrag vorgelegt. Um diesen Tanz lässt sich Schwarz-Grün nicht lange bitten. Schaut so der Weg zum familienfreundlichsten Bundesland aus? Das ist schwarz-grüne Familienpolitik zum Heulen.

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