TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Donnerstag, 30. November 2017, von Karin Leitner: „Eine Ansage, der der Inhalt fehlt“

Innsbruck (OTS) Die künftigen Koalitionäre wollen, dass Lehrer fortan nach ihrer Leistung bezahlt werden.
Das klingt gut und vernünftig. Nur: Wer misst sie? Und woran wird sie bemessen?

Sperrig und technisch ist Etliches im Bildungspapier der koalitionären Verhandler. So auch das: „Leistungs- und output-orientierte Gestaltung der Besoldungssystematik in allen Schulstufen“. Gemeint ist: Lehrer sollen fortan ihrer Leistung entsprechend bezahlt werden.
Derzeit steigt am besten aus, wer seit vielen Jahren unterrichtet, an einer höheren Schule lehrt und viele Überstunden macht – auch wenn er Jahr für Jahr denselben Stoff runterbetet.
Lieblose Routine lohnt sich also, innovativ-aufwändiger Einsatz lohnt sich nicht. Das kann demotivieren.
Anfängliche Idealisten passen sich oft schnell dem Programm altgedienter Kollegen an: Warum soll ich mir viel antun, wenn ich nichts davon habe – und es anders auch geht? Manche klagen gar, gemobbt zu werden – von solchen Pädagogen, denen ihr Eifer missfällt. Weil sie ihn selbst nicht haben.
Von diesem System lassen zu wollen, ist löblich. Die Frage ist:
wie?
Darauf kommt von den schwarzen und blauen Verhandlern keine Antwort. In ihren Schulunterlagen steht dazu nichts. Das müsse erst ersonnen werden. Also nur eine Absichtserklärung? Es scheint so. Vielleicht gibt es noch keinen Plan, weil die Leistung von Pädagogen nicht leicht zu messen ist. Wer macht das? Und nach welchen Parametern?
Soll Feedback von Schülern ausschlaggebend sein? Ein objektiver Gradmesser wäre das nicht. Mitunter sind die bestbeleumundeten Lehrer jene, die wenig abverlangen und milde benoten.
Andreas Salcher, der für die ÖVP am Bildungskonzept mitgewerkt hat, sagt: „Engagierte Lehrer, die auch viel Zeit in die Beziehung zu ihren Schülern investieren und aktiv an der Schulentwicklung mitarbeiten“, sollten finanziell profitieren.
Am ehesten kann wohl der Direktor bewerten, wem was gebührt. Er muss interessiert daran sein, Pädagogen an der Seite zu haben, von denen Salcher spricht. Es geht auch um den Ruf der Schule.
Ebenso gefragt sind Handhabe und Mut, sich von Minderleistern zu trennen. Möglich ist das schon jetzt, es passiert aber kaum.
ÖVP und FPÖ sollten bald sagen, wie sie praktizieren wollen, was sie begehren. Nicht zum ersten Mal reden Politiker von Lohn nach Leistung. Realisiert worden ist das an Schulen nie. Populistische Ansagen hat es zuhauf gegeben. Sie sind das, was Pädagogen nicht mehr hören können – und am wenigsten brauchen.

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