TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Dienstag, 28. November 2017, von Max Strozzi: „Tourismusdebatte breiter anlegen“

Innsbruck (OTS) - Wenn Tiroler Fremdenverkehrsvertreter, wie gestern, eine sinkende Tourismusgesinnung im Land orten, müssen sie abseits der stereotypen Forderungsrufe auch öffentlich eine sachliche, breitere Diskussion zulassen.

Viel wurde gestern gleich zu Beginn der Tourismuskonferenz in Innsbruck losgeledert über die Probleme, mit denen sich Touristiker konfrontiert sehen. Etwa die Acrylamidverordnung („Pommes-Regeln“), die neuen Datenschutz-Richtlinien, Allergenkennzeichnung, Betriebsübergaben – vereinfacht unter dem Titel Bürokratie und versehen mit dem wiederkehrenden Ruf nach Bürokratieabbau. Dazu die Themen Fachräftemangel, Gasthaussterben sowie die obligate Forderung, die Erhöhung der Nächtigungssteuer auf 13 Prozent wieder zurückzunehmen.
Die Anforderungen an Touristiker sind in den vergangenen Jahren merklich gestiegen und mit ihnen der „Papierkram“. Umso mehr wären gestern der Diskussion auch deutlich gegensätzlichere Positionen zuträglich gewesen, um diese Problemfelder auch inhaltlich differenzierter anzugehen: Etwa Gesundheitsexperten, die erklären, dass Acrylamid als wahrscheinlich krebserregend eingestuft wurde und wie es sich daher sinnvoll umsetzen ließe, etwas weniger davon zu produzieren. Oder Datenschützer, die entgegenhalten, dass im Zuge der digitalen Revolution auch der Umgang mit sensiblen (Gäste-)Daten gewissen Regeln unterliegen muss. Wie auch Arbeitnehmervertreter, die ihre Sicht in die Diskussion um Fachkräfte einbringen. Und Marktforscher, die einwerfen, dass am Gasthaussterben auch Marktgesetze schuld sein könnten, weil auch der Tourismus von Konkurrenzdenken und Gewinnstreben getragen ist und daher Gewinner und Verlierer hervorbringt.
Nicht zu vergessen Verkehrsexperten, die sich mit der wachsenden Problematik des Verkehrs auseinandersetzen. Tirol beispielsweise verzeichnete von Anfang der 1990er-Jahre bis 2007 stets zwischen 7,5 bis 8,5 Mio. Urlauber im Jahr. Im abgelaufenen Tourismusjahr kamen bereits 11,7 Mio. Gäste, die Nächtigungszahlen dagegen stiegen nicht annähernd im gleichen Ausmaß. Fast drei Millionen mehr Urlauber in zehn Jahren bedeuten auch eine entsprechend höhere Verkehrsbelastung. Eine Entwicklung, die sich auch anhand der Tiroler Olympia-Abstimmung ablesen lässt. „Nein“ kam von Bewohnern entlang der Hauptverkehrsadern: von Kufstein bis zum Brenner bzw. Telfs, von den Felbertauern-Gemeinden Matrei in Osttirol bis Lienz und teils im Außerfern.
Abseits der stereotypen Forderungen tut dem Tourismus eine öffentlich breitere und inhaltlich differenziertere Debatte unter Einbeziehung allen Betroffenen gut. Sonst darf man sich nicht wundern, wenn – so haben es jedenfalls gestern Touristiker selbst festgestellt – die Tourismusgesinnung in Tirol sinkt.

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