TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Dienstag, 10. Oktober 2017, von Anita Heubacher: „Integration ist ein hartes Stück Arbeit“

Innsbruck (OTS) Im Wahlkampf wird vor allem darüber philosophiert, wie man Flüchtlinge von Europa fernhält. Das Thema Integration kommt dabei fast zu kurz. Integration braucht viel Anstrengung. Vom Staat und von den Flüchtlingen.

Integration erfordert einen langen Atem. Es ist schon viel passiert, es gibt viele lobenswerte und gut funktionierende Projekte, es gibt immer noch viel ehrenamtliches Engagement. Dennoch geht vieles unter und versanden positive Signale, weil es eben lange dauern wird, bis Integration tatsächlich ankommt und sie spürbar wird. Rückschläge sind viel leichter auszumachen.
Integration wird uns eine Menge Geld kosten und uns letztlich den Willen abverlangen, unseren Wohlstand etwas zu teilen. Und wer das alles nicht aus reiner Nächstenliebe tun will, dann, um unsere europäischen Werte weiter hochleben zu lassen. Um die Gleichberechtigung von Mann und Frau haben wir – und das ist nur ein Beispiel – jahrhundertelang gekämpft und diesen Wert gilt es zu vermitteln. Wer keine Parallelgesellschaft will und Angst vor steigender Kriminalität hat, wird auf Integration setzen müssen. So viel ist sicher.
Da nützt keine Schönfärberei und kein Horrorszenario. Es wird schwierig werden. Von den derzeit rund 5000 Asylwerbern in Tirol bekommen rund 40 Prozent Asyl. Sie sind in ihrer Heimat bedroht und dürfen bleiben, vorübergehend oder für immer. 68 Prozent der rund 2100 beim Arbeitsmarktservice Tirol vorgemerkten Asylberechtigten haben keine formale Ausbildung. Das lässt erahnen, wie lange es dauern wird, bis diese Menschen in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Einige starten mit Alphabetisierungskursen. Ende 2016 waren 120.000 Ausländer in Österreich arbeitslos, 30.000 davon waren Flüchtlinge. Tendenz steigend.
Nun nützt es weder der Gesellschaft noch den Asylberechtigten, wenn der Großteil als Hilfsarbeiter tätig ist oder sich in die Schwarzarbeit verabschiedet. Die ist erst mal attraktiv, weil dort ein Handschlag reicht und es kein Formular braucht. Ziel muss es aber sein, durch Qualifizierung die nötigen Facharbeiterkräfte heranzubilden. Das kostet viel Geld und erfordert Leistungswillen von den Flüchtlingen. Integration ist keine Einbahnstraße. Auch dafür hat der Gesetzgeber gesorgt und Sanktionsmöglichkeiten eingebaut. Wer nicht integrationswillig ist, muss mit einer Kürzung der Mindestsicherung rechnen. Eine Maßnahme, die nicht dazu geführt hat, dass Österreich in den Augen der Flüchtlinge unattraktiver wird. Soll Integration gelingen, ist der Plafonds erreicht. Das ist nicht nur eine Frage des Leisten-Könnens, sondern auch des Leisten-Wollens.

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