TIROLER TAGESZEITUNG, Leitartikel: „Die Botschaft hör’ ich wohl“, von Florian Madl

Ausgabe vom 22. Februar 2018

Innsbruck (OTS) Das Programm platzt aus allen Nähten, aber das Internationale Olympische Komitee will verschlanken und mahnt zur Sparsamkeit. Eine Schere, die Europa zusehends aus dem Veranstalterkreis für Winterspiele ausschließt.

Da saßen nun in Pyeongchang der Exekutivdirektor und der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees, um den Journalisten ihre Vision von redimensionierten Winterspielen zu verkaufen. Jahrelang hatten sie das nicht nötig, denn ihre Veranstaltung war ein Selbstläufer. Ein Infragestellen der Steuerhoheit kippte Bewerbungsprozesse, der mächtigste Sportverband agierte im Kolonialherrenstil. Die Zeiten haben sich geändert, das IOC kämpft mittlerweile händeringend um seine Exklusivstellung. Da kann sich Präsident Thomas Bach noch so leutnah geben und die Leistung der Organisatoren in den Himmel loben.
Allein seit den Winterspielen in Nagano (1998) bis Pyeongchang (2018) hat sich die Zahl der Medaillenentscheidungen von 68 auf 102 erhöht, das bringt Notwendigkeiten und Kosten ungeahnten Ausmaßes mit sich. Die Zahl der Athleten erhöhte sich in diesem Zeitraum von 2300 auf 3000, das Sicherheitsaufkommen stieg mit den weltpolitischen Herausforderungen.
Olympische Winterspiele im Stile jener von 1964 oder 1976 in Innsbruck darzustellen, greift zu kurz. Aber dennoch bleibt es reizvoll, sie auszutragen. Und nie war es wahrscheinlicher für eine Demokratie westlichen Zuschnitts, diese auch zu bekommen. Das Internationale Olympische Komitee rollt jenen, die das tun wollen, den Teppich aus und wirbt mit einem Beitrag in Höhe von über 900 Millionen Dollar. Ja, eines Tages soll Olympia gar wieder ein Geschäftsmodell werden.
In Tirol nahm man dem IOC seine Botschaft im Sinne einer Olympiabewerbung 2026 nicht ab, hier scheiterte die versprochene internationalen Kurskorrektur allerdings auch an der unausgegorenen Einbindung der Bevölkerung durch die Verantwortlichen. Wer sich der Öffentlichkeit im Stile einer Waschmittelwerbung präsentiert, braucht eben nicht auf ausreichend Zustimmung zu hoffen.
In der Steiermark glaubt man, aus diesen Fehlern gelernt zu haben, Tirol war sozusagen der gescheiterte Testlauf dafür. Noch ist man dort bemüht, aus dem weit verstreuten Konzept mit Schauplätzen in Inzell, Hochfilzen, Salzburg, Königssee, Schladming und Graz ein großes Ganzes zu schmieden. Ein Olympia in Europa hätte Charme, aber möglicherweise ist die Zeit dazu noch nicht reif. Den Steirern kann es passieren, als Feigenblatt für ein möglichst breit aufgestelltes Bewerberverfahren missbraucht zu werden. Denn von Olympia neu ist in Pyeongchang leider nur wenig erkennbar. Und in Peking 2022 wird es nicht anders sein.

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