TIROLER TAGESZEITUNG „Leitartikel“ Ausgabe vom Donnerstag, 2. Februar 2023, von Karin Leitner: „Schlüsse zum Vorschriften-Schluss“

Innsbruck, Wien (OTS) Ende Juni werden die verordneten Corona-Schutzmaßnahmen enden. Schon davor sollten die politisch Verantwortlichen mit etwas beginnen: der Aufarbeitung ihres Managements – und den Lehren daraus.

Vor drei Jahren gab es die ersten Corona-Fälle in Österreich. Am 25. Februar 2020 wurden in Innsbruck zwei Infektionen registriert. Rasch zeigte sich, dass Menschen weltweit mit etwas konfrontiert waren, das sie nicht kannten – mit einer Pandemie, die die Weltgesundheitsorganisation am 11. März 2020 ausrief.
Wie umgehen mit der Situation? Es gab keine Erfahrungswerte. Die Leute waren verängstigt, Politiker ge- und überfordert. Viel ist seither passiert: Lockdowns, Schulsperren, Home-Office, Tests, Quarantäne, die Corona-Ampel, ein mutierendes Virus, Impfstoffe, Steuergeld für Betriebe, Rücktritt zweier Gesundheitsminister.
Nun hat der jetzige das Ende der Schutzvorgaben verkündet – Ende Juni ist mit allem Schluss. Geordnet solle alles vonstattengehen, sagt Johannes Rauch.
Geordnet war vieles nicht, was von den Verantwortlichen gekommen ist. Ischgl wurde zum Synonym für Versagen. Alsbald versuchten Regierende und Oppositionelle, Polit-Kapital aus der Notlage zu schlagen. Die koalitionären Inszenierungen waren wichtiger als schlüssige Erklärungen. Es gab einen Kanzler, der sich zum Virologen stilisierte, ein Durcheinander an Vorschriften, die sich ständig änderten. Kaum einer wusste, was wo ab wann gilt, weil das auch noch nach Bundesländern unterschiedlich war. Die Impfpflicht – beschlossen, ausgesetzt, abgeschafft – wurde zum Rohrkrepierer.
Die oppositionellen Blauen wussten das Missmanagement zu nutzen, besetzten das Thema. Zu Freiheitskämpfern gerierten sie sich. Mit Erfolg, wie auch die Wahl in Nie­derösterreich zeigt. Je geringer die Impfquote in einer Gemeinde ist, desto größer war der Zulauf zu Herbert Kickls FPÖ.
Ein Pandemie-Handbuch lässt Rauch erstellen, eine Anleitung für besseres Handling, die im Herbst vorliegen soll. Lehren aus dem Geschehenen können bereits gezogen werden. Mit Geboten, an die sich Politiker generell halten sollten: Menschen sind bereit, Unangenehmes zu akzeptieren und mitzutragen, wenn sie dieses als sinnvoll erachten. Dazu bedarf es einfacher, nachvollziehbarer Erläuterungen. Politikern sollte es um das Wohl der Bürgerinnen und Bürger gehen, nicht zuvorderst darum, wie die eigene Partei davon profitieren kann. Das Match Bundes-ÖVP gegen das rot geführte Wien in Sachen Corona war eines der Negativ-Beispiele.
Die schwierigste Aufgabe wird werden, von der Spaltung der Gesellschaft wegzukommen. Der Umgang mit der Causa Corona hat polarisiert wie kein Thema davor. Ein Handbuch mit Schnellrezepten dagegen gibt es nicht.

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