Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 5. Juli 2021. Von PETER NINDLER. „Anstehen fürs Impfen“.

Innsbruck (OTS) Der gestrige Tiroler Impfsonntag ohne Anmeldung hat die öffentlichen Impfstraßen gestärkt. Niederschwellig muss auch in Zukunft der Schlüssel für eine erfolgreiche Impfstrategie sein, öffentliche Impfzentren sind ein Teil davon.

Der Tiroler Impfsonntag erfüllte die Erwartungen, wahrscheinlich hat er sie sogar übertroffen. Das niederschwellige Angebot ohne Anmeldung ließ die Impfwilligen vor den Impfstraßen in den Bezirken bisweilen stundenlang für den ersten Stich anstehen. Vielleicht müssen die Abläufe für das kommende Wochenende logistisch noch verbessert werden, doch gerade vor den Sommerferien und wegen wachsender „Delta“-Unsicherheiten benö­tigt es ein umfassendes Angebot für die noch nicht geimpften Menschen. Auch mit weniger Bürokratie und ohne Terminvereinbarung. Zuletzt wurden nämlich immer mehr Termine abgesagt. Die Urlaubszeit mit mehr Freiheiten (Reisen) lockt. Eines sollten aber alle wissen: Die Rückkehr zur Normalität ist allemal mit der Impfung erreichbar.
Andererseits muss die Politik in den nächsten Wochen unbedingt den „Ketchup-Effekt“ mit mehr Impfstoff als Impfbereiten verhindern. Mit Impftagen wie in Tirol oder den mobilen Impfboxen in Wien ohne Voranmeldung geht die notwendige Immunisierung freilich in die gewünschte Breite. Je mehr Bevölkerungsschichten und vor allem Jüngere damit erreicht werden, desto besser wirken die Anstrengungen gegen die Eindämmung des Coronavirus und all seiner Varianten. Außerdem bleibt man nicht auf den noch vor Wochen als heiß begehrt bezeichneten Impfdosen sitzen.
Doch wie geht es jetzt weiter? Die Politik steht bereits vor der nächsten großen Herausforderung, schließlich sollen in Tirol die durchaus kostspieligen Impfstraßen geschlossen und die Impfung den niedergelassenen Ärzten übertragen werden.
Mit den Erfahrungen des gestrigen Impfsonntags dürfte das eine politische Gratwanderung sein. Auf öffentliche Impfangebote zu verzichten ist nämlich ein Wagnis. Darüber hinaus wird es aller Voraussicht nach einen dritten Auffrischungs-Stich gegen Corona benötigen. Damit überlappen sich in den nächsten Monaten gleich mehrere Ebenen: Zum einen soll noch mit Erst- und Zweitimpfungen eine möglichst hohe Durchimpfungsrate von mehr als 70 Prozent erreicht werden, andererseits beginnen die dritten Impfungen und darüber hinaus müssen die Impf-Verantwortlichen die Lagerung von ausreichend Impfstoff gewährleisten.
In der Pandemiebekämpfung hat es immer wieder Reibungsverluste und Abstimmungsprobleme gegeben. Die öffentlichen Impfstraßen haben sich wie die Impfungen bei den niedergelassenen Ärzten bewährt. Sie gänzlich auszuklammern, wäre deshalb ein großer Fehler. Denn „niederschwellig“ hat sich nicht nur am gestrigen Sonntag als richtig erwiesen.

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