Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 3. November 2022. Von MICHAEL SPRENGER. „Die Lust auf Gewalt“.

Innsbruck (OTS) Randale von Jugendlichen in der Halloween-Nacht hatte einen massiven Polizeieinsatz zur Folge. Sie sorgt auch für eine neue Asyldebatte. Zuvorderst geht es aber um die „offene Gesellschaft“ und die Gefahren der Intoleranz.

Körperverletzung. Brandstiftung. Sachbeschädigung. Morddrohung. Zumeist Jugendliche waren es, die es offenbar als besonders lustvoll empfunden haben, auf der Straße Angst und Schrecken zu verbreiten. Die Halloween-Nacht wurde in mehreren österreichischen Ortschaften mit einer Spur von Gewalt durchzogen.
Vor allem die Randale in der Linzer Innenstadt hat ein angsteinflößendes Ausmaß erreicht. 200 Jugendliche, zumeist mit Migrationshintergrund, unter ihnen auch Asylwerber, standen einem Großaufgebot der Polizei gegenüber. Die Lage eskalierte. Vieles deutet darauf hin, dass die Gewaltaktionen nicht einfach passierten, sondern organisiert waren. Ankündigungen auf der Social-Media-Plattform TikTok legen nahe, dass die Ausschreitungen geplant waren. Ein Video mit dem Titel „Morgen wird Linz zu Athena“ wurde ins Netz gestellt. „Athena“ ist eine Anspielung auf einen Film über Gewaltexzesse in einem Pariser Vorort.
Es dürfte sich in Linz ebenso wie in anderen Gemeinden, wo wiederum oftmals Einheimische ihre Gewalt ausgelebt haben, ein gefährliches Gemisch aus Frustration und Perspektivenlosigkeit gepaart mit dem Halloween-Treiben gebildet haben. Doch egal, was letzten Endes die Motive für die Jugendlichen waren, gegenüber Gewalttätigen kann und darf es keine Toleranz geben. Das bedeutet nicht, dass es einer Gesellschaft egal sein kann, wenn Jugendliche für sich keine Zukunft sehen. Ihnen zu helfen, wieder festen Boden unter ihren Füßen zu bekommen, ist mitunter eine schwere Aufgabe, aber eine lohnende.
Gewalt hinzunehmen käme einer Selbstaufgabe einer „offenen Gesellschaft“ gleich und würde jenen politischen Kräften Vorschub leisten, die alle Asylwerber und Flüchtlinge am liebsten heute schon abschieben wollen. Egal wohin, Hauptsache weg.
Gewalt darf niemals akzeptiert werden. Wer in Österreich lebt, dort Schutz sucht, sich hier eine bessere Zukunft aufbauen will, muss die gesellschaftlichen Regeln akzeptieren. Wer gegen Gesetze verstößt, muss bestraft werden, kann auch den Asylstatus verlieren. Mag schon sein, dass es randalierenden Flüchtlingen gar nicht bewusst ist, dass sie es sind, die mit ihrem Verhalten anderen Schutzsuchenden das Leben hierzulande schwer machen. Aber man sollte ihnen eindringlich mitteilen, was sie mit Gewalt anrichten können. Unsere Gesellschaft hingegen darf sich jedenfalls im Sinne Karl Poppers das Recht nicht nehmen lassen, einerseits die Toleranz zu verteidigen, andererseits aber die Intoleranz zu bekämpfen.

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