Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 3. Mai 2017. Von ANITA HEUBACHER. „Im Land der Machos und Frauchen?“.

Innsbruck (OTS) Wenn es um die Gleichstellung der Geschlechter geht, macht Österreich Rück- und keine Fortschritte. Woran liegt es, dass Frauen weniger verdienen und die immer selben schlecht bezahlten Jobs machen? Die Gründe sind vielschichtig.

Österreich fällt international bei der Gleichstellung von Mann und Frau ab. Bei 144 Ländern schaffen wir es gerade noch ins erste Drittel und landen auf Platz 52. Beim Kriterium Lohngerechtigkeit rangieren wir nur noch auf Platz 100. Tendenz weiter fallend. Die Zahlen wurden nicht am Frauentag, sondern am Weltwirtschaftsforum präsentiert. Der Weg zur Gleichberechtigung in Österreich ist nicht kürzer, sondern länger geworden. Die Einkommensschere klafft immer weiter statt immer weniger auseinander.
Österreich, das Land der Machos? Wenn, dann das Land der Machos und der Frauchen, denn beide Kategorien scheinen in den letzten Jahren fröhliche Urständ zu feiern.
Das ist besonders ernüchternd, weil der Großteil der heute Agierenden in einer Zeit groß geworden ist, in der Frauenrechte mühsam erkämpft werden mussten. Anders als für die Generation davor taten sich dadurch Chancen auf. Leider sind wir auf halber Strecke stehen geblieben. Wir haben mehr Absolventinnen an den Universitäten und schaffen es nach wie vor nicht in die Führungsetagen. Das Blatt dürfte sich auch künftig nicht wenden. Dass Gleichberechtigung eine Errungenschaft und keine Selbstverständlichkeit ist, ist in den Köpfen jüngerer Generationen nicht angekommen. Zumindest nicht im ausreichenden Ausmaß, denn der Ruf nach mehr Feminismus, nach mehr Emanzipation ist schon lange nicht mehr hörbar. Die Lust am selbstbestimmten Leben scheint in einem Meer an Pink und das Hoffen auf den Märchenprinzen im Keim erstickt worden zu sein. Sind wir wieder dort angelangt, wo Großmutter schon war? In der Abhängigkeit vom Ehegatten, bis dass der Tod uns scheidet? Mit dem Unterschied, dass Scheidungen heute das Gericht vollzieht?
Es braucht wieder mehr Emanzipation. In den Köpfen vieler Frauen und vieler Männer. Beziehungen auf Augenhöhe und nicht in Abhängigkeiten. Das würde beiden Geschlechtern nützen und zwangsläufig zu einer Umverteilung der Arbeitsbelastung führen. Das würde ein neues Bild von Erwerbsarbeit und unbezahlter Arbeit zu Hause erzeugen.
Wenn die Zahlen eine so eindeutige Sprache sprechen und zeigen, dass eine Gesellschaft nicht dort gelandet ist, wo sie hinsollte, muss man an großen Schrauben drehen und sich fragen, wie die Arbeitswelt anders gestaltet werden kann. Flexibler für beide Geschlechter, attraktiver für beide wohl auch.

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