Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 28. Mai 2021. Von NIKOLAUS PAUMGARTTEN. „Beim Impfen löst der Frust die Lust ab“.

Innsbruck (OTS) Anstelle der Vorfreude auf die Spritze tritt der Ärger über das Impfchaos. Wer wann und wo geimpft wird, ist nicht mehr nachvollziehbar. Das vergrault Impfwillige und Unentschlossene – und gefährdet den Kampf gegen die Pandemie.

Eine klare Struktur, wie in Tirol geimpft werden soll, gibt es. Zumindest auf dem Papier. Doch in der Praxis scheint der vielbeschworene „Weg zur Normalität“ über Abkürzungen und verschlungene Pfade zu führen – oder zumindest fehlt die gut erkennbare und gültige Wegmarkierung. Gemeint ist die Tatsache, dass derzeit vor allem die Altersgruppe zwischen 20 und 50 Jahren völlig in der Luft hängt, was die Aussicht auf einen Impftermin und damit auch Planungssicherheit für den Sommer betrifft. Laut Auskunft des Landes sind derzeit ausschließlich Personen über 50 Jahren sowie nachgemeldete Ältere oder Risikopatienten aus den ersten Phasen des Tiroler Impfplans an der Reihe. Tatsächlich aber gibt es sie: die unter 30-Jährigen, die sich schon beim Hausarzt haben impfen lassen, weil dort einige Impfdosen übrig waren. In Innsbruck sind es scheinbar willkürlich 40- bis 50-Jährige, die bereits einen Termin für ihre Erstimpfung an einer der Impfstraßen des Landes erhalten haben. Und in Lienz werden ab heute ganz offiziell und auf Einladung des Landes Personen unter 50 Jahren in der Dolomitenhalle geimpft – während die impfbereiten unter 50-Jährigen in anderen Bezirken weiter durch die Finger schauen und auf ihren Termin warten.
Zugegeben, der Zeitplan für die Corona-Impfungen in Tirol berücksichtigt zahlreiche Sonderfälle, bei denen das Alter für die Reihung nicht relevant ist – etwa bei pflegenden Angehörigen, Menschen mit gesundheitlichen Risiken oder engen Kontaktpersonen von Schwangeren. Umso wichtiger wäre eine klare Kommunikation seitens der Politik, wann wer wo mit einer Impfung rechnen kann. Aktuell erinnert das Prozedere mehr an eine Lotterie, wo man mit Glück vielleicht das richtige Los zieht. Nämlich dann, wenn man sich entweder bei der betrieblichen Impfung, auf der Landes-Homepage oder doch beim Hausarzt angemeldet hat. Es ist genau diese Unsicherheit, die Impfwillige vergrault und Unentschlossene dazu bringen könnte, auf die Immunisierung überhaupt zu verzichten. Dabei kann der Kampf gegen die Pandemie nur gewonnen werden, wenn sich möglichst alle ihre Impfung abholen.
Es gibt den Tiroler Corona-Impfplan auf dem Papier – und das ist bekanntlich geduldig. Geduld, die den Menschen nach Lockdowns, Ausgangsbeschränkungen und regelmäßigem Dauertesten langsam, aber sicher ausgeht. Vor allem dann, wenn die Perspektive fehlt, die neuen Freiheiten bei geöffneten Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben und den Sommer 2021 geimpft endlich genießen zu können.

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