Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 22. Juni 2017. Von ALOIS VAHRNER. „Abgespecktes Olympia oder keines“.

Innsbruck (OTS) Kleiner, billiger und verträglicher als bei den jüngsten olympischen Sündenfällen: Laut der gestern präsentierten Machbarkeitsstudie könnte Olympia 2026 in Tirol diesem Anspruch gerecht werden. Noch gibt es aber Hürden.

Werden Tirol und Innsbruck nach 1964 und 1976 im Jahr 2026 (also nach genau 50 Jahren Pause) tatsächlich zum dritten Mal Austragungsort von Olympischen Winterspielen? Zumindest nach den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie würden wohl wenig Fakten dagegen sprechen, zumal die Autoren auf die größten Fragezeichen eingegangen sind. Vor allem auf die Bedenken, dass wie bei den Gigantomanie-Spielen wie in Sotschi (Gesamtkosten von 37 Mrd. Euro!) neben langsam verfallenden Sportruinen ein riesiges Finanzloch zurückbleiben könnte und zugleich große Eingriffe in die Natur vorgenommen werden müssten.
Einen vollständigen Verzicht auf dauerhafte (Hallen-)Neubauten solle es geben eine Verteilung der Wettkämpfe auf ganz Tirol und auch darüber hinaus, eine dezentrale Unterbringung der Sportler, keine neue teure Verkehrsinfrastruktur, ökologisch vertretbare Spiele mit wenig Natureingriffen und dazu ein ausgeglichenes Budget (ohne Steuergeld) von vergleichsweise sehr bescheidenen 1,175 Mrd. Euro. Olympia solle sich dem Ausrichter-Land anpassen und nicht mehr (wie bisher leider allzu oft passiert) umgekehrt.
Zumindest laut den Ergebnissen der Studie wäre Olympia für Tirol machbar, und das mit relativ wenigen der befürchteten Nebenwirkungen. Dabei wurde die als großes Plus erwartete Schubwirkung für die Wirtschaft – und da vor allem für den Tourismus – gar nicht im Detail untersucht.
Die Bevölkerung zeigte sich im Vorfeld verständlicherweise vorsichtig und teils gespalten. Laut einer repräsentativen TT-Umfrage vor einigen Monaten sprachen sich 27 Prozent klar für und 23 Prozent gegen Olympia aus – die relative Mehrheit von 48 Prozent knüpft aber ihre Entscheidung daran, ob Olympia wirtschaftlich sinnvoll und ökologisch vertretbar ist. Wie schlüssig die Argumente der Studie sind, darüber wird bis zur Volksbefragung am 15. Oktober (im Duett mit der Nationalratswahl, was eine relativ hohe Beteiligung garantiert) noch heftig diskutiert werden.
Gibt es in Tirol und Innsbruck (auch wenn letzteres Ergebnis nicht bindend wäre, politisch aber starkes Gewicht hat) ein Ja zum vorgestellten Modell, dann sind diese abgespeckten Spiele das Angebot Tirols an das Internationale Olympische Komitee (IOC). Dieses muss dann Farbe bekennen, ob es dem bisherigen Kurs, der Spiele nur mit katastrophalen Folgen oder in Diktaturen möglich machte, abschwört und eine Kehrtwende zu verträglichen Spielen vollzieht. Wenn nicht, ist die Frage Olympia in Tirol erledigt.

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