Tiroler Tageszeitung. Leitartikel, Ausgabe vom 21. November 2022. Von LIANE PIRCHER. „Auf dem Highway zur Klimahölle“.

Innsbruck (OTS) Peinlich genug, dass die Klimakonferenz in Ägypten auf unwürdige Art und Weise in die Verlängerung ging. Mit Blick auf das dünne Ergebnis muss man sagen, dass die Welt mehrheitlich auf dem Kurs der Klimazerstörung bleibt.

Gestern startete die in mehrfacher Hinsicht umstrittene WM in Katar, gleichzeitig einigte sich die internationale Staatengemeinschaft nach langem Hin und Her auf der COP27 doch noch. Beides ein Schandfleck. Das zähe Ringen um den Erhalt des 1,5-Grad-Limits und um eine Finanzierung klimabedingter Schäden in vulnerablen Ländern blieb von mäßigem Erfolg. Holprig genug, dass die Konferenz in die Verlängerung ging, gab es am Ende dazu noch ein Chaos rund um die Stände – WC-Anlagen waren ohne Wasser, Büros ohne Strom. Die ganze Konferenz war überschattet von Essens- und Wasserproblemen. Rückblickend betrachtet ein kleiner Vorgeschmack auf das, was auch reichen Industriestaaten blüht, wenn sich die Erde weiter erhitzt.
Es ist frustrierend, dass die Weltgemeinschaft keinen Schritt nach vorne geschafft hat. Die jetzigen Minimalkompromisse sind in Wahrheit ein bitterer Stillstand und kein Fortschritt. Die knapp 200 Staaten wollen weiterhin schrittweise aus Kohle aussteigen, ein Abschied aus Öl und Gas wird aber nicht erwähnt. Ein blinder Fleck bleibt auch, dass China wegen seiner Wirtschaftskraft eigentlich kein Recht darauf hat, als Entwicklungsland behandelt zu werden, wie es 1992 im Kyoto-Protokoll festgelegt wurde. Selbst die Tatsache, dass es immerhin eine Einigung beim größten Streitthema Schäden und Verluste („loss and damage“) gibt, kann nicht als Erfolg gewertet werden. Es soll zwar einen neuen Entschädigungsfonds für arme Länder zur Abfederung von Folgen der Erderhitzung geben, in der Abschlusserklärung werden aber keine Summen für den Fonds genannt und auch nicht, wer genau wie viel einzahlen soll. Dies soll später geklärt werden. Alles klar, oder?
Es wäre nichts Neues, wenn ein Versprechen einer Klimakonferenz gebrochen wird. Das ist vor allem, aber nicht nur für Entwicklungsländer eine Augenauswischerei. Für sie hatte bereits das Kyoto-Protokoll eine symbolische Bedeutung, die seine beschränkte Rolle im Klimaschutz weit übertraf. Und nun so. Wir können noch lange darüber debattieren, wo die Bremsklötze im Kampf gegen die Erderwärmung sitzen: Die Zusammensetzung der Regierungen und ein toxischer Mix aus geopolitischen Interessen sind zwei Punkte. Fakt ist, dass die Menschheit zusehends versagt, wenn es um Klimapolitik geht. Die Folgen der globalen Erwärmung sind längst sichtbar. Wie sagte UNO-Generalsekretär António Guterres: „Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle – mit dem Fuß auf dem Gaspedal.“ Auf diesem Kurs bleiben wir. Nationalstaatliches Handeln alleine wird keinen retten.

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