Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 21. Februar 2019. Von FLORIAN MADL. „Land der Berge, Land der Loipen“.

Innsbruck (OTS) Die heimische Sport-Öffentlichkeit huldigt ihren alpinen Heroen. Doch wer über den Tellerrand hinausblickt, ordnet der nordischen Ski-Szene zumindest die gleiche Strahlkraft zu. WM-Gastgeber Seefeld setzte aufs richtige Pferd.

Verdient hat sich das schwedische Örtchen Aare die Abrechnung nach der jüngsten Alpin-Weltmeisterschaft nicht. Aber unerwartet kam das süffisante Nachtreten dem WM-Gastgeber gegenüber auch nicht. Provinziell, hieß es im Nachgang einer Großveranstaltung, die alles, nur das nicht war. Das Publikum der Siegerehrung konnte man per Handschlag begrüßen, das Wetterchaos begünstigte den Zulauf ebenso wenig. Doch auch bei den Olympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang hatten die Organisatoren damit zu kämpfen, dass Medaillenvergaben den Charakter einer Maturafeier genossen. Der Wintersport lebt eben nur dort, wo ihn auch die Bevölkerung lebt, sonst verkommt er zur Fernsehveranstaltung. In Seefeld, das seit gestern die besten Langläufer, Kombinierer und Skispringer beherbergt, muss man sich mit dieser Sorge nicht plagen: Statt 150 schreibender Journalisten wie in Aare sollen es hier 600 sein.
Die Tiroler Gemeinde und ihre mächtigen Touristiker hatten sich eine Strategie auferlegt, die den Wurzeln am Plateau entspricht. Der Fokus: potenzielle Gäste anzusprechen, die den Ort binnen vier Stunden mit Auto, Bahn oder Flugzeug erreichen können. Kein Blick über die Kontinentalgrenzen also – der arabische Gast ist willkommen, steht aber nicht im Zentrum der Bemühungen.
So gesehen nehmen sich die knapp 60 Millionen Euro an Investitionen, von denen die Hälfte dem neuen Bahnhof zuzuordnen sind, bescheiden aus. Denn das Geld ist für den Aufbruch in die nächste Dekade vorgesehen, das nächste Kapitel Natursportplatz Seefeld also. Schon einmal hatte die Gemeinde diesen Schritt verschlafen – so wie Schladming nach der WM 1982, wie Saalbach nach der WM 1991, wie St. Anton nach der WM 2001 und eben Seefeld nach seiner ersten WM 1985. Weltmeisterschaften dienen als Placebo, dessen Wirkung dann abebbt, wenn sie sich entfalten sollte. Erst der Urknall der Veranstaltung, dann die fetten Tourismusjahre und schließlich eine Leere, die lange keiner realisiert.
Das große Geschäft wittert der Österreichische Skiverband als WM-Veranstalter nicht, die letzte Nordische WM 1999 in der Ramsau ergab zudem ein fettes Minus. Aber die Lehren aus diesen Ereignissen sind der Stoff, mit dem neue Kapitel geschrieben werden können. Seefeld 2019 hat sich wie die Rad-WM 2018 die Chance verdient, die Investitionen zu rechtfertigen.

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