Tiroler Tageszeitung, Leitartikel, Ausgabe vom 19. Februar 2019. Von SERDAR SAHIN. „Und dann bleibt noch die Betreuung“.

Innsbruck (OTS) Die neue – relativ simple – Ferienregelung zeigt einmal mehr die Defizite des Landes auf. Eltern und Alleinerziehende, die in den Ferien arbeiten müssen, dürfen nicht im Stich gelassen werden. Es braucht adäquate Betreuungseinrichtungen.

In Tirol nutzte bereits ein Großteil der Pflichtschulen die Möglichkeit für kürzere Sommerferien, um dafür schulfrei im Herbst zu haben. Nun soll österreichweit einheitlich geregelt werden, dass ab 2020/21 vom Nationalfeiertag bis Allerseelen schulfrei ist. Dafür findet an Dienstagen nach Ostern und Pfingsten Unterricht statt. Dass das nicht jeden freut, ist auch ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann bewußt. Trotzdem ist es gut, dass es einen Fleckerlteppich im Land weniger gibt. Eltern, deren Kinder in unterschiedliche Schulen gehen, können ihre gemeinsame Zeit besser planen. So manchem schwebt da sicher ein gemeinsamer Ausflug vor.
Was aber passiert mit jenen Eltern und Alleinerziehenden, die arbeiten müssen? Da treten auch schon die ersten Probleme auf. Denn bei der Kinderbetreuung hat man vielerorts noch viel Luft nach oben. Zwar gibt es immer mehr Angebote, doch wer sein Kind ganztägig betreut haben will, tut sich schwer, eine passende Einrichtung zu finden. Wer in der Stadt lebt, findet eher einen Betreuungsplatz als jemand, der am Land wohnt. Aber das ist ja alles nichts Neues. Faßmann glaubt allerdings, hier eine Lösung parat zu haben. Der Minister will über das Bildungsinvestitionsgesetz – mit dem der Ausbau der Ganztagsplätze gefördert wird – Anreize setzen, damit Länder und Gemeinden die Betreuung in den Ferienzeiten weiterentwickeln. Wie das konkret aussehen soll und ob die Gemeinden als Schulerhalter das überhaupt annehmen, steht in den Sternen. Klar ist jedenfalls, dass man Eltern hier nicht im Stich lassen darf.
Ein weiteres Detail ist, dass die schulautonomen Tage den Lehrern für Fortbildung dienen. Je nachdem, wie der 26. Oktober fällt, werden nämlich mit der neuen Ferienregelung ein bis drei schulautonome Tage gestrichen. Auch das ist Faßmann klar – und er werde die Pädagogischen Hochschulen dazu anhalten, in dieser Zeit entsprechende Möglichkeiten zu schaffen, wie er sagt. Und Faßmann werde auch den Direktoren sagen, Lehrer, bei denen es notwendig sei, in die Fort-und Weiterbildung zu schicken. Ob das so kommt, ist allerdings unklar.
Eines zeigt die Maßnahme des Bildungsministers jedenfalls: Eine relativ simple neue Ferienregelung legt einmal mehr die Defizite des Landes – vor allem bei der Kinderbetreuung – offen. Absichtserklärungen hörten die Eltern schon in der Vergangenheit genügend, passiert ist aber zu wenig.

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