Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 8. August 2017; Leitartikel von Floo Weißmann: „Zurück in die Zukunft“

Innsbruck (OTS) Von Umweltschutz bis Bürgerrechte: Die Trump-Regierung arbeitet daran, in den USA das Rad der Zeit zurückzudrehen. Kritiker meinen, dass die Skandalisierung des Weißen Hauses nur davon ablenkt.

Noam Chomsky, greise Eminenz der amerikanischen Linksintellektuellen, warnte schon vor Monaten: Die Dramen, die das Weiße Haus umwehen, seien nur eine Ablenkung von der reaktionären Politik der Republikaner. Nun deuten auch die Zwischenbilanzen zur Washingtoner Sommerpause darauf hin, dass sich unter der Oberfläche mehr getan hat, als die Schlagzeilen vermuten lassen.
Gewiss: Die bisherige Präsidentschaft von Donald Trump kann als Desaster gelesen werden. Von den großen Plänen – etwa für Trumpcare oder für eine Steuerreform – konnten die alleinregierenden Republikaner bisher nichts umsetzen. Stattdessen dominieren Russland-Affäre und Chaos im Weißen Haus die öffentliche Debatte. Dennoch krempeln Trump und Co. das Land um – ohne große Gesetze, dafür mit Verordnungen, Umstrukturierungen usw. Zu den prominenten Beispielen gehört die Abschaffung von Schutzbestimmungen zugunsten von Umwelt und Klima ebenso wie die Abschaffung von Regulierungen, die weitere Erschütterungen der Finanzindustrie verhindern sollten. Weiters diverse Maßnahmen gegen die Zuwanderung aus Lateinamerika und von Muslimen. Dann die Law-and-Order-Politik: Die Regierung bläst etwa zu einer neuen Offensive im längst gescheiterten „Krieg gegen Drogen“. Und nicht zuletzt die Fehde mit der Bürgerrechtsbewegung:
Justizminister Jeff Sessions kampagnisiert etwa gegen den Schutz von Homosexuellen am Arbeitsplatz und gegen die Förderung von Minderheiten.
Die Trump-Regierung arbeitet systematisch daran, die Politik von Präsident Barack Obama auf den Kopf zu stellen. Und in manchen Bereichen soll das Rad der Zeit noch weiter zurückgedreht werden. Mit Trump als Frontmann wollen die Republikaner einen schlanken, teilprivatisierten Staat errichten, in dem Firmen möglichst ohne soziale und ökologische Leitplanken Profite machen sollen; ein Amerika, in dem kulturell verunsicherte Weiße sich gegen die wachsende Vielfalt zur Wehr setzen.
Viele konservative Amerikaner haben diese Signale wahrgenommen. Aus ihrer Sicht steht Trumps Präsidentschaft nicht allein für Desaster – was wohl miterklärt, warum ihm drei Viertel der Wähler der Republikaner weiterhin die Treue halten.
Chomsky wirft den Republikanern vor, mit ihrer Politik die Reichen zu begünstigen und „allen anderen ins Gesicht zu treten“. Das mag allzu einfach klingen. Fest steht, dass Trump und Co. der westlichen Führungsmacht schon jetzt ihren Stempel aufgedrückt haben. Die gesellschaftlichen Folgekosten ihrer Politik werden hingegen erst im Laufe der Zeit deutlich hervortreten.

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