Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 6. Oktober 2017; Leitartikel von Alex Gruber: „ÖFB muss die Baustelle schließen“

Innsbruck (OTS) Im Österreichischen Fußballbund stehen rund um das A-Nationalteam gegenwärtig viele Führungskräfte in der Kritik. Am Rasen wie in der Geschäftsstelle, im Dress wie im Sakko. Vom EM-Hype 2016 ist nichts mehr übrig.

Nach erfolgreicher EM-Qualifikation und der folgenden Heldenverehrung von Marcel Koller hat sich der Österreichische Fußballbund knapp zwei Jahre später in einer Sackgasse verrannt. Es brennt an ziemlich vielen Ecken und Enden. Und das hat nicht nur mit dem tabellarisch und bilanztechnisch absolut begründbaren Abschied des 56-jährigen Schweizers zu tun, sondern damit, dass plötzlich alles in Frage gestellt wird.
Begonnen haben die unruhigen Zeiten auch damit, dass das ÖFB-Präsidium seit der letzten Generalversammlung gleich vier Vizepräsidenten führt. Viele wollen das als Machtverlust von Oberhaupt Leo Windtner (OÖ) deuten, der als besonnener Charakter gilt. Irgendwann musste man dieser Besonnenheit beim Rückfall in schlechtere Zeiten aber Einhalt gebieten, weshalb nach Koller auch ÖFB-Sportdirektor Willi Ruttensteiner ins Kreuzfeuer der Kritik geriet. Der rhetorisch geschulte Landsmann von Windtner mag sich mit seiner Eloquenz und der mangelnden Kritik am A-Nationalteam – insbesondere die EURO-Analyse war eine Farce – das eine oder andere Eigentor geschossen haben. Und dass seine Position über der des Teamchefs verbrieft sei, verstärkt den Anlass zur Kritik. In Vergessenheit dürfte dabei aber geraten, dass Ruttensteiner konzeptionell und strukturell durchaus zum Aufstieg diverser rotweißroter Mannschaften beigetragen hat. Weswegen manch einer dem ÖFB-Präsidium vor der designierten Ruttensteiner-Demontage den Titel „Denn sie wissen nicht, was sie tun …“ verleiht. Die hohen Herren wollen nach dem heutigen Serbien-Match über die Zukunft des österreichischen Fußballs entscheiden. Bei 13 stimmberechtigten Mitgliedern (neben Windtner die neun Landesverbandspräsidenten und drei Bundesliga-Vertreter) sprechen einige von Föderalismus pur. Die Frage keimt auf, ob hier wirklich Profis über Profis entscheiden. Laut Insiderkreisen stehen bezüglich A-Team Andreas Herzog (Trainer) und Peter Schöttel (Sportdirektor) ante portas. Es ist an der Zeit, dass jemand den Führungsspielern die Flügel stutzt. Zu lange Zeit wähnten sich zu viele Leistungsträger in den ÖFB-Camps in einer Wohlfühloase. Erst das Hungerleiden in der WM-Qualifikation hat letztlich zur Verzweiflungstat und dem „Königsmord“ an Koller geführt.
Die Gesamtsituation des Österreichischen Fußballbunds vermittelt gegenwärtig das Bild einer Baustelle. Eines scheint aufgrund der jüngsten Turbulenzen erforderlich: eine härtere Hand und klare (interne) Ansagen.

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