Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 3. Mai 2018; Leitartikel von Serdar Sahin: „Schulpaket mit nicht genügend Inhalt“

Innsbruck (OTS) - Relativ rasch hat die neue Regierung eine Reform in einem ideologisch heiklen Bereich präsentiert: der Bildung. Noch besteht das Vorhaben aber lediglich aus Absichtserklärungen und Überschriften.

Kaum ein politisches Thema ist so ideologisch behaftet wie die Bildung. Das hat sich auch bei den jeweiligen rot-schwarzen Regierungen gezeigt. In diesem Bereich gehen SPÖ und ÖVP seit jeher in unterschiedliche Richtungen. Die Sozialdemokraten favorisierten eine Gesamtschule, die Volkspartei sprach von Einheitsbrei. Ob dieser Differenzen gab es nicht nur da statt großer Linien kleine Kompromisse. Zufrieden war mit den Ergebnissen kaum jemand.
Nun koaliert die ÖVP mit einer Partei, mit der sie inhaltlich viel kompatibler ist als mit den Roten. Und so haben Schwarze und Blaue auch rasch ein Schulpapier präsentiert.
So will ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann österreichweit einheitliche Schulkriterien für die Entscheidung, ob ein Kind in die Volksschule kommt oder in der Vorschule bleiben soll. Derzeit wird die Schulreife je nach Bundesland unterschiedlich attestiert. Er will zudem die Lehrpläne auf den aktuellsten Stand bringen und über das viel diskutierte Thema Notengebung reden. In der dritten Schulstufe soll es verbindliche „Talente-Checks“ geben – als „Unterstützung“ für die weitere Wahl des Bildungswegs. Auch in der Neuen Mittelschule wird an der derzeitigen Leistungsbeurteilung geschraubt. „Pädagogik-Paket“ nennt er das Ganze.
Faßmanns Begehren klingen vernünftig. Das Problem: Außer Überschriften ist in dem Paket noch nicht viel drin. Der Inhalt soll erst in einigen Monaten präsentiert werden. Das macht es schwer, schon jetzt zu beurteilen, ob es für Schüler, Lehrer und Eltern Qualität hat. Wird es mehr Bürokratie bringen? Wird es mehr kosten? Einen der großen Player in der Schulpolitik, die Lehrergewerkschaft, haben die Koalitionäre schon verärgert. Von „populistischer Ankündigungspolitik“ redet der oberste Standesvertreter der Pädagogen, Paul Kimberger. Statt Überschriften zu nennen, sollte verhandelt werden.
Schlagworte hat man auch von Vorgängerregierungen gehört. Wenn es ans Eingemachte ging, war es mit den schönen Worten bald vorbei. Nun haben die Regierenden einen neuen Stil versprochen – inhaltliche Differenzen sollen nicht öffentlich debattiert werden.
Der neue Stil sollte auch anderweitig gelten. Dass man mit Reformen erst dann an die Öffentlichkeit geht, wenn sie Substanz haben.

Rückfragen & Kontakt:

Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com



Quelle

OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at

(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.

Eigenes Pressefach für Ihre Pressemeldungen - Pressefach.eu

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen