Tiroler Tageszeitung, Ausgabe vom 16. Mai 2017; Leitartikel von Michael Sprenger: „Drei Drehbücher und ein Kanzleramt“

Innsbruck (OTS) Kurz will ins Kanzleramt und sucht das Duell mit Kern. Der Kanzler fordert Strache zum Zweikampf heraus.
Der FPÖ-Obmann muss sich gegen Kurz und Kern matchen. Bei alledem könnten Grüne und NEOS untergehen.

Derzeit erleben wir noch taktische Spiele der sattsam bekannten politischen Akteure. Vom „Wir-wollen-noch-gemeinsame Projekte-umsetzen“ des SPÖ-Bundeskanzlers Christian Kern bis zu den ersten Angriffen aus der FPÖ gegen die „Listen-Mogelpackung“ des geschäftsführenden ÖVP-Obmannes Sebastian Kurz. Von der Suche nach einem Wahltermin bis zu dazugehörigen Planspielen in Zusammenhang mit dem Neuwahlantrag.
Die an den Tag gelegte Taktik sollte im Idealfall aber schon längst abgestimmt sein auf eine dahinterliegende Strategie. Zumindest bei Kurz scheint es schon längst ein Drehbuch zu geben. Mit seiner postdemokratischen Übernahme der alten ÖVP und dem Versuch, sich als Bewegung zu inszenieren, die seinen Namen trägt, verspürt er den Rückenwind, der ihn ins Kanzleramt treiben soll.
Allgemein wird von einem Dreikampf zwischen SPÖ, FPÖ und Listenführer Kurz/ÖVP ausgegangen. Doch einen Dreikampf will Kurz wohl vermeiden. Er wird von Anfang an versuchen, das Match mit dem Kanzler auszurufen. Aus Sicht seiner Strategen ein logisches Unterfangen. Warum soll er sich mit einem Oppositionspolitiker duellieren, wenn es einen Amtsinhaber gibt?
Die SPÖ wiederum geht von einer Wählerwanderung von der FPÖ zur ÖVP aus. Dies soll ihr helfen, den ersten Platz zu verteidigen. So weit die Theorie. Zugleich versucht die SPÖ, das Duell Kern gegen Strache anzupfeifen. Die SPÖ möchte am liebsten Kurz rechts liegen lassen. Sie wird danach trachten, den Außenminister lediglich als Mehrheitsbeschaffer für Strache darzustellen. Die Roten wollen vor allem mit ehemaligen SPÖlern und Nichtwählern an Stimmen zulegen. Und was macht der Dritte im Bunde um das Kanzleramt? Strache hätte gerne den Zweikampf mit dem Regierungschef angenommen. Doch auch die FPÖ-Strategen wissen, dass ihnen vor allem von der Kurz-Seite Ungemach droht. Also muss Strache wohl den Dreikampf ausrufen. Ob er will oder nicht. Dies bringt ihn strategisch in eine schwierige Lage. Bislang konnte er immerzu den Kanzler und die große Koalition in einem Aufwischen attackieren.
Trotz Zwei-, Dreikampfs und alledem, die schwierigste Rolle kommt den Grünen und den NEOS zu. Wenn es diesen Oppositionellen nicht bald gelingt, von der Taktik zu einem klaren strategischen Plan zu kommen, laufen sie Gefahr, in diesem Wahlkampf unterzugehen.

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