Teuer erkaufte Medizinstudienplätze sind keine zukunftsträchtige Lösung

Die Hochschulvertretung der MedUni Innsbruck äußert Kritik an der Vereinbarung zwischen Wissenschaftsministerium und Paracelsus-Privatuniversität Salzburg.

Innsbruck (OTS) Die Hochschulvertretung der Medizin Universität Innsbruck sieht die Pläne von Seiten des Wissenschaftsministeriums (BMWFW), die Paracelsus-Privatuniversität Salzburg (PMU) mit jährlich 3 Millionen Euro zu unterstützen, kritisch. Das Rahmenprogramm der Vereinbarung zwischen PMU und BMWFW sieht diese finanzielle Unterstützung als Gegenleistung für eine Schaffung von jährlich 25 weiteren Studienplätzen an der PMU vor. Zusätzlich soll gewährleistet werden, dass ein gewisser Prozentsatz dieser Absolventen in Österreich bleiben und praktizieren werden. Hintergrund dessen sei der drohende Ärztemangel, dem man so entgegen wirken wolle. 

Das wackelige argumentative Fundament, auf dem dieses Vorhaben steht, offenbart sich unter anderem anhand der breiten Kritik: Sowohl der Rektor der MedUni Wien, jener der MedUni Linz, die Universitätenkonferenz, als auch die Hochschulvertretung der MedUni Wien und nun auch jene der MedUni Innsbruck kritisieren dieses Vorhaben. 

Ganz „sine ira et studio“ bleibt festzustellen, dass Österreich sicherlich eine Pensionierungswelle bevorsteht, die auch die Ärzteschaft betreffen wird. Bis zu ¾ der Allgemeinmediziner werden bis zum Jahr 2030 das Pensionsalter von 65 Jahren erreicht haben und deren Stellen sind auch jene, die gerade auf dem Land schwer nach zu besetzen sind. Dennoch ist die österreichische „Medizinerdichte“ mit 505 praktizierenden Ärzten auf 100.000 Einwohner (Stand Februar 2017) im europäischen Vergleich überdurchschnittlich hoch. Was den postulierten, ausbleibenden Nachwuchs im Medizinsektor betrifft, leidet Österreich sicherlich eher an einem Abwanderungsproblem, als an einem Ausbildungsproblem. 

In einer jüngst von der ÖH Medizin Innsbruck durchgeführten Umfrage gaben nur 21,85 % der Befragten den definitiven Wunsch später in Österreich zu praktizieren an, während nur 40,6 % der Unentschlossenen ein tendenzielles Interesse für Österreich bekundeten. Noch drastischere Daten ergeben sich für das bereits angesprochene Mangelfach der Allgemeinmedizin: Nur 8 % der Befragten können sich die Laufbahn in der Allgemeinmedizin überhaupt vorstellen. Gründe für das niedrige Interesse an der Allgemeinmedizin sind laut dieser Umfrage vor allem Begleitumstände, wie ungünstige Arbeitsbedingungen, schlechte Bezahlung und ein hohes (kaufmännisches) Risiko. 

Gemäß medizinischen Standards plädiert die ÖH Medizin Innsbruck für eine möglichst kausale „Therapie“ des bevorstehenden Ärztemangels. Weder teuer erkaufte 25 zusätzliche Studienplätz an der PMU, die im Vergleich zu dem bis 2030 prognostizierten Ärztfehlbedarf von 2800 Stellen doch nur ein Tropfen auf den heißen Stein wären, noch das Budget belastende weitere Ausbildungszentren können dieses Problem nachhaltig beheben. Nur eine kausale Herangehensweise, die mittels einer Verbesserung der Arbeits- und Ausbildungssituation nicht nur dem Standort Österreich, sondern vor allem auch dem unter Druck geratenen Berufsbild des Allgemeinmediziners zu neuer Attraktivität verhilft, kann eine weitere Aggravierung des beginnenden Ärztemangels verhindern.

Rückfragen & Kontakt:

Philipp Kindl
Vorsitzender ÖH Medizin Innsbruck
OEH-vorsitz1@i-med.ac.at

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