Steigender Umsatz für die Leitbranche der Bioökonomie

Wien (OTS) Die österreichische Papierindustrie hat 2017 ihren Jahresumsatz auf vier Milliarden Euro gesteigert. Sie entwickelt sich zunehmend zur Leitbranche der Bioökonomie und könnte als Energiedienstleister wertvolle Beiträge zur Energielösung leisten. Dieser Fortschritt stößt in Österreich allerdings auf einen großen Standortnachteil – die Energienebenkosten. Hierzu fordert die Branche dringend Veränderungen.

 „Die Papierindustrie hat sich durch die effiziente Nutzung des Rohstoffes Holz zur Leitbranche der Bioökonomie entwickelt“, zieht Max Oberhumer eine grundsätzlich positive Bilanz für 2017. Der Präsident von Austropapier ortet überdies große Entwicklungsmöglichkeiten: „Im Energiebereich gibt es noch Potenzial im Bereich Abwärme und Regelenergie, wo die Industrie als Energiepartner wichtige Beiträge für die Netzstabilität leisten könnte.“ Oberhumer nennt aber auch die Hindernisse auf diesem Weg: „Standortnachteile in Österreich, wie die hohen Energienebenkosten oder die geförderte Verbrennung von Biomasse, müssen endlich ausgeräumt werden.“

Steigerung trotz leichten Produktionsrückgangs

Durch umbaubedingte Stillstände und die Schließung einer Papiermaschine fiel die Papierproduktion im Jahr 2017 um 2,7 Prozent auf 4,9 Millionen Tonnen. Durch die gute Konjunktur konnte allerdings ein Umsatzwachstum von 0,7 Prozent auf 4,0 Milliarden Euro erzielt werden. Analog dazu sank auch der Holzeinsatz um 2,2 Prozent auf 8,6 Millionen Festmeter Holz und damit einhergehend die Zellstoffproduktion um 2,8 Prozent auf 2,1 Millionen Tonne. Der Altpapiereinsatz ging ebenfalls um 4,4 Prozent zurück, die Altpapierpreise liegen weiter auf hohem Niveau. 

Einen starken Rückgang verzeichneten die grafischen Papiere um 6,8 Prozent auf 2,6 Mio. Tonnen. Der Spezialpapier-Sektor ging leicht um 1,7 Prozent auf 310.000 Tonnen zurück. Hingegen entwickelt sich der Verpackungsbereich dank boomenden Versandhandels und guter Konjunktur weiter positiv (plus 3,0 Prozent auf 2,0 Millionen Tonnen). Die Investitionen lagen 2017 bei 222 Millionen Euro, für die Zukunft sind weitere große Projekte angekündigt, weshalb für die kommenden Jahre erneut mit einem Wachstum zu rechnen ist. Neben den Rohstoffen gehören Personal und Energie zu den großen Kostenblöcken. Die Lohn- und Gehaltskosten betrugen 2017 schon 449 Millionen Euro. Sie werden 2018 aufgrund der beschlossenen Kollektivvertragserhöhungen weiter steigen.

 Standortnachteile im internationalen Wettbewerb 

Die österreichische Papierindustrie ist stark exportorientiert und steht im internationalen Wettbewerb. Insgesamt gehen 87,8 Prozent der Produktion ins Ausland. Insbesondere bei den Energiekosten sind dafür hohe Hürden zu überwinden. Der Standortnachteil der Fabriken in diesem Bereich beträgt bereits bis zu 25 Prozent. Der Grund dafür sind die höheren Energienebenkosten in Österreich. Andere Länder gewähren Industriebetrieben Entlastungen, z.B. durch die Deckelung der Ökostromkosten oder die Rückvergütung der indirekten CO2 Kosten. „In Anbetracht der derzeit von der EU angedachten Maßnahmen zur Erhöhung des CO2-Preises und der in der österreichischen Klimastrategie angedachten Festlegung eines CO2-Mindestpreises sind hier dringend Gegenmaßnahmen in Form einer vollständigen Kompensation der indirekten CO2-Kosten erforderlich,“ wendet sich Cord Prinzhorn als Vizepräsident von Austropapier an die österreichische Bundesregierung. 

Widersprüchliche Unterstützung von Bioenergie

Die Papierindustrie hat sich durch die vollständige Nutzung des wertvollen Rohstoffs Holz zur Leitbranche der Bioökonomie entwickelt. Sie produziert mittlerweile aus Holz neben Papier und Zellstoff biobasierte Produkte wie Kaugummizucker, Essigsäure oder Vanillin und aus den Reststoffen letztlich noch 1.700 Gigawattstunden Ökostrom. Dem gegenüber steht eine boomende Bioenergiebranche, die mithilfe staatlicher Unterstützung in Höhe von 212 Millionen Euro Holz verbrennt. In der neuen Klima- und Energiestrategie wird gerade im Wärmebereich Biomasse als zukünftige Alternative zu fossilen Energieträgern gesehen. Begründet wird das mit ausreichender Verfügbarkeit und dem wachsenden Holzvorrat im österreichischen Wald. Diese Schlussfolgerung kann Christian Skilich, Vizepräsident von Austropapier allerdings nicht bestätigen. „Die Wertschöpfungskette Holz hat in den letzten Jahren intensive Anstrengungen zur Holzmobilisierung unternommen. Diese brachten allerdings nicht das erwartete Ergebnis von 20 bis 22 Millionen Festmetern. Steigende Holznachfrage im Inland bedeutet damit nur mehr Holzimporte sowie höhere Kohlendioxid-Emissionen.“ 

Die Ökostromförderung soll nun in einem österreichischen Energiegesetz ab 2020 neugestaltet werden. Hier erwartet die Papierindustrie maximale Kosteneffizienz: Um jeden Fördereuro sollte möglichst viel Ökostrom erzeugt werden. Unumgänglich ist auch die Deckelung bzw. Reduktion der Fördermittel, um unerwünschte Kostenexplosionen wie in der Vergangenheit zu verhindern.

 Förderung für Nah- und Fernwärmeanschlüsse 

Neben der Energieeigenversorgung liefert die Branche auch Ökostrom und Fernwärme ins öffentliche Netz. Die Menge entspricht dabei dem Strom und Wärmebedarf von mehr als 80.000 Haushalten. Max Oberhumer sieht im Bereich Abwärme noch Reserven. „Insbesondere im Niedertemperaturbereich gibt es enorme Potentiale, die mit Wärmepumpen sinnvoll genutzt werden könnten. Der beste Weg dazu wären Investitionsförderungen für Nah- und Fernwärmeanschlüsse. So würde die Bereitstellung von thermischer Energie aus industriellen Prozessen leichter realisierbar.“ 

Auch am Strommarkt kann die Industrie zur Energielösung beitragen. Durch eine Öffnung des Regelenergiemarktes und Anreize bei den Energiepreisen und Netztarifen könnten Industriebetriebe ihre Kraftwerksleistungen anpassen und damit außerdem entscheidend zur Netzstabilität beitragen. Eine solche Leistung wäre ganz im Sinne eines zeitgemäßen Engpassmanagements bzw. des Redispatch-Marktes. (PWK257/us)

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