Qualitätssicherung in der 24-Stunden-Betreuung: Die Spreu vom Weizen trennen

Fachtagung der AK Niederösterreich in St. Pölten zu brennenden Zukunftsfragen im Betreuungsbereich

St. Pölten (OTS) Im eigenen Zuhause alt werden – mit der Unterstützung durch eine 24-Stunden-Betreuung ein immer öfter erfüllbarer Wunsch älterer Menschen. Doch mit der rasch wachsenden Nachfrage nach dieser Betreuungsform nehmen auch die Probleme zu und damit die Zahl der Anfragen bei der AK Niederösterreich. Zum Zehn-Jahres-Jubiläum der Gesetzesgrundlage widmete sich eine Fachtagung diesem aktuellen Thema. Arbeiterkammer und Wirtschaftskammer ziehen für die bestmögliche Qualitätssicherung an einem Strang.

Mehr als 780 Vermittlungsagenturen und 83.000 PersonenbetreuerInnen gibt es in Österreich derzeit, in Niederösterreich sind es rund 190 Agenturen und 24.000 BetreuerInnen. Die Zahl steigt kontinuierlich – um mehr als 30 Prozent jährlich. Die rasante Entwicklung wirft Fragen aus konsumentenrechtlicher und gesundheitspolitischer Sicht auf. Deren Beantwortung hat sich die Fachtagung „10 Jahre 24-Stunden-Betreuung“, moderiert von Peter Resetarits, im ArbeitnehmerInnenzentrum in St. Pölten zum Ziel gesetzt. Mehr als 100 Interessierte, darunter Vertreter aus Wirtschaftskammer, Sozialversicherung, vermittelnden Agenturen u. a., diskutierten mögliche Zukunftsperspektiven und die Qualitätssicherung für die betreuten Personen.

Gesteigerter Beratungsbedarf

In seinen einleitenden Worten skizzierte AK Niederösterreich-Vizepräsident Michael Fiala die Herausforderung: „Es geht um die Sicherung der Qualität der eingeschalteten Vermittlungsagenturen, für BetreuerInnen und KonsumentInnen.“ Die bestmögliche Qualität für die betreuungsbedürftige Person müsse im Mittelpunkt stehen.

Mag. Joachim Preiß, Direktor der AK Niederösterreich, zeigte den dringenden Handlungsbedarf auf: „Stellen Sie sich vor, Sie haben für Ihre Mutter endlich eine passende 24-Stunden-Betreuerin gefunden. Und dann steigt der Tarif nach zwei Wochen plötzlich um 10 Euro pro Tag. Mit Fällen wie diesem wenden sich mittlerweile 250 Personen jährlich an die AK-Fachexperten. Tendenz steigend.“ Es gehe um rasche Hilfe und eines sei allen Beteiligten gemein: „Es besteht ein Wunsch nach mehr Qualität und Rechtssicherheit.“

Faire, transparente Verträge

Ulrike Docekal vom Verein für Konsumenteninformation widmete sich der rechtlichen Ausgestaltung der Verträge zwischen Vermittlungsagenturen und zu betreuenden Personen. „Die Verträge müssen so formuliert sein, dass daraus klar ersichtlich wird, was die Kunden für welche Leistungen zu bezahlen haben.“

Anschließend lieferte Gerald Alfons aus der AK Niederösterreich-Abteilung Gesundheitspolitik Ideen, wie man die Arbeitsbedingungen im Betreuungsbereich fairer gestalten könnte. „Inländische Ausbildungsmodule könnten helfen, das pflegerische und das Betreuungsniveau zu erhöhen. Man könnte auch darüber nachdenken, das freie Gewerbe zu reglementieren“, gibt der Experte Denkanstöße.

Gütesiegel für Vermittlungsagenturen

In einer abschließenden Podiumsdiskussion präsentierte Robert Pozdena, Obmann der Fachgruppe Personenberatung und -betreuung der Wirtschaftskammer Niederösterreich, einen Beitrag in Richtung Qualitätssicherung: „Ab 1. Jänner werden wir jenen Vermittlungsagenturen ein Gütesiegel ausstellen, die sich an unsere Musterverträge und an die Mindeststandards auch im Umgang mit den Personenbetreuerinnen halten.“ Besonders wichtig sei ihm, gemeinschaftliche Lösungen zu finden, um „schwarze Schafe“ unter den Vermittlungsagenturen an den Rand zu drängen.

Auch Bernhard Rupp, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik der AK Niederösterreich, spricht sich für eine gemeinsame Strategie aus: „Als Interessenvertretungen sind wir im Rahmen der Sozialpartnerschaft verpflichtet, die rechtlichen Grundlagen zu verbessern, um eine Basis für gute Standards in der 24-Stunden-Betreuung zu schaffen.“ Deshalb soll in Zukunft eine gemeinsame Schlichtungsstelle als Anlaufstelle bei Schwierigkeiten dienen – für schnelle und unkomplizierte Hilfe.

Abschließend brachte Gerald Heilig von der NÖ Pflegehotline noch die Leistbarkeit ins Gespräch: „Auch wenn grundlegendes pflegerisches Wissen wichtig ist, muss es für die betreuungsbedürftige Person leistbar sein. Wenn die Kosten für die betreuten Personen zu hoch sind, wird es irgendwann unleistbar.“

Rückfragen & Kontakt:

Herwig Rezek, Leiter der Abteilung Konsumentenberatung, 05 7171-23001
Bernhard Rupp, Leiter der Abteilung Gesundheitspolitik, 05 7171-21251

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