Ö1 zum 100. Todestag von Peter Altenberg: „Du holde Kunst“, „Tonspuren“ und „Radiogeschichten“

Wien (OTS) Anlässlich des 100. Todestages von Peter Altenberg am 8. Jänner erinnert Ö1 mit mehreren Sendungen an den österreichischen Schriftsteller: „Du holde Kunst“ (30.12. und 6.1.), „Tonspuren“ (6.1.) und „Radiogeschichten“ (8.1.).

„Meine Winterwonne“ – Die kalte Jahreszeit im warmen Blick der Dichter: Wolfgang Hübsch liest am Sonntag, den 30. Dezember (8.15 Uhr) in „Du holde Kunst“ heitere Betrachtungen zum Winter. Peter Altenbergs melancholisch-schräge Liebeserklärung an den Schnee; Mascha Kalékos ironische Sehnsucht nach der Idylle; Joachim Ringelnatz‘ Rehblick auf sich selbst; Hermann Hesses Betroffenheit vor hochalpiner Einsamkeit; Victor Auburtins Gegenargumente zum Wintersport; Ernst Penzoldts Beobachtung eines destruktiven Reflexes und Christian Morgenstern mit dem tauwarmen Ende eines Seufzers. Dazu gibt es Musik von Carlo Monza, Ludwig van Beethoven, Gregor Joseph Werner, Joseph Haydn, Leopold Mozart und Johann Georg Albrechtsberger.

Wolfgang Hübsch liest am Sonntag, den 6. Jänner (8.15 Uhr) in „Du holde Kunst“ elf Ansichtskarten von Peter Altenberg. „Denn sind meine kleinen Sachen Dichtungen?! Keineswegs. Es sind Extracte! Extracte des Lebens. Das Leben der Seele und des zufälligen Tages, … eingedampft, vom Überflüssigen befreit wie das Rind im Liebig-Tiegel!“, schreibt Peter Altenberg in seiner „Selbstbiografie“, die konsequenterweise auch nur wenige Seiten lang ist. Jenen, denen diese „kleinen Sachen“ zu klein sind, attestiert er ein Gesundheitsproblem: „Aber es gibt ‚geistige Mägen‘, welche Extracte nicht vertragen können. Alles bleibt schwer und ätzend liegen. Sie bedürfen 90 Procent Brühe, Wässerigkeiten. Womit sollten sie die Extracte auflösen?! ‚Mit eigenen Kräften‘ vielleicht?! So habe ich viele Gegner, ‚Dyspeptiker der Seele‘ ganz einfach! Schwer Verdauende!“ Altenbergs „Ansichtskarten“ aus der Sammlung „Was der Tag mir zuträgt“ sollten in ihrer Kürze somit schon von kristalliner Dichte sein. Beim Auflösen hilft Kammermusik von Franz Schubert, Camille Saint Saens, Claude Debussy u.a..

Die „Tonspuren“ setzen sich am Sonntag, den 6. Jänner (20.15 Uhr) unter dem Titel „Das Ashanti-Fieber“ mit Peter Altenberg und die Wiener Völkerschau 1896 auseinander (Wh.: Dienstag, 8. Jänner um 16.05 Uhr). Im Sommer 1896 wird die Stadt Wien von einem regelrechten Ashanti-Fieber erfasst. Tausende Besucher strömen an den Sonntagen in den Tiergarten am Schüttel, um dort die 60 „ausgestellten“ Menschen aus dem afrikanischen Stamm der Ashanti zu bestaunen. Im Vorfeld wurde für die Völkerschau eigens ein afrikanisches Dorf mit strohgedeckten Hütten und offenen Werkstätten aufgebaut. Man bestaunt die afrikanischen Gruppentänze oder den Fetisch-Priester-Tanz, Werkzeuge und Handwerkskünste der Afrikaner/innen. Vor allem aber werden die ausgestellten Körper inspiziert und begutachtet, zum Teil auch berührt, was mitunter zu wilden Tumulten führt. Einer der zahlreichen Besucher/innen ist der Dichter Peter Altenberg, der sich ganze Tage und Nächte in den Zelten der Afrikaner, und vor allem der Afrikanerinnen, aufhält. Er dokumentiert seine täglichen Besuche bei den Ashantis, lernt ihre Sprache, isst mit ihnen – und verliebt sich. Die Zurschaustellung von fremden Völkern im Wiener Tiergarten erfreute sich zur damaligen Zeit großer Beliebtheit und offenbarte den kolonialistischen und rassistischen Blick, der von der damaligen Gesellschaft auf exotisch anmutende Völker geworfen wurde. Der Dichter Peter Altenberg versuchte diesem menschenverachtenden Blick den Spiegel vorzuhalten und kritisierte in seinem 1897 erschienenen Buch „Ashantee“ die Haltung vieler Wiener/innen. Doch auch sein Blick auf die „ausgestellten“ Afrikaner/innen war von einer voyeuristischen, kolonialen Haltung geprägt, indem er auf die natürliche, wilde Unverfälschtheit und Schönheit der Afrikanerinnen fixiert war.

In den „Radiogeschichten“ am Dienstag, den 8. Jänner (11.05 Uhr) sind Texte aus „Was der Tag mir zuträgt“, gelesen von Rafael Schuchter, zu hören. Der Dichter und die Frau – ein Lebensthema des Peter Altenberg – in vier Texten: von der Unerfüllbarkeit der Liebe als ihr Ideal in „Tristan“ über die Ausweglosigkeit des Begehrens in „Tulpen“ bis zur Selbstverpudelung in „Theater-Abend“: Der Verliebte und das Hündchen seiner Geliebten warten – ähnliche Emotionen durchlebend – stundenlang im Café auf die Rückkunft ihrer gemeinsamen Herrin. Ein Zwischenfrieden dann in „Café de l´Opéra“: Der Dichter genießt die aristokratische Leichtigkeit des Alleinseins, bis seine Gedanken langsam zu einer Maria wandern. Ein Blick in Peter Altenbergs Werk ist auch einer in die misogynen Abgründe der Wiener Moderne, die von der Verniedlichung des Dichters zum Kaffeehausoriginal gern verstellt werden. Nähere Informationen zum Programm von Ö1 sind abrufbar unter http://oe1.orf.at.

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