Neues Volksblatt: „Wählerwille“ von Herbert SCHICHO

Ausgabe vom 20. Oktober 2017

Linz (OTS) - Mit dem Wählerwillen ist es so eine Sache. Erstens braucht man tagelang, um die Willensbekundung zu enträtseln. Das Auszählprozedere, dem man sich wegen des höchstrichterlichen Rüffels verpflichtet fühlt, sollte dringend überarbeitet werden. So könnte man die Briefwahlstimmen, die ja schon vor Wahlschluss bei der zuständigen Behörde sein müssen, einfach — wie bei Landtagswahlen üblich — mitzählen. Dann hätte man am Wahlabend schon ein Ergebnis, das zu 99 Prozent stimmt. Und auch die „falsch abgegebenen“ Wahlkarten könnte man durchaus in der Fremde zählen und nur das Ergebnis melden. Ja, das Wahlprozedere sollte auf die Reform-Agenda der kommenden Regierung.
Aber nicht nur das Auszählen, auch die Interpretation des Willens ist kompliziert. Relativ klar scheint, dass Vorzugsstimmenkaiser Kurz wohl eine wichtigere Rolle im Bund übernehmen soll und dies wohl auch wird. Doch andere Vorzugsstimmen-Wähler werden enttäuscht werden. So werden jene 9337 Wähler im Hausruckviertel, die FPÖ-Landeschef Haimbuchner eine Vorzugsstimme gaben, genauso traurig sein wie die Wiener Neos-Wähler. Denn auch die pinke Spitzenkandidatin Meinl-Reisinger hat angekündigt, nicht in die Bundespolitik wechseln zu wollen.
Vielleicht sollte man sich — bevor man sich aufstellen lässt — überlegen, ob man ein entsprechendes Mandat auch wirklich anzunehmen gedenkt.

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